Turniere zu besuchen und sich dort mit anderen Spielern außerhalb der üblichen Gruppen bei den Bouletreffs zu messen, ist für viele Boulespieler ein wesentlicher Bestandteil ihres Freizeitvergnügens. Auch Elsi, Rainer, Jürgen und andere Boulebegeisterte aus Dauborn sah man in den vergangenen Jahren regelmäßig auf den Turnieren in der Region. Auch in Winkel waren sie übrigens schon mehrfach zu Gast. Um Turniere besuchen und dort spielen zu können, bedarf es aber immer Einiger, welche die Arbeit auf sich nehmen, ein solches Turnier zu organisieren und dann auch durchzuführen. Angefangen von der Terminplanung über die Platzfrage bis hin zu den Bekanntmachungen in Turnierkalendern und dem Versand von Einladungen ist bereits dieser Teil der Vorarbeiten zeitraubend. Dann ist aber auch noch eine Helfermannschaft zu akquirieren und zu organisieren, damit die Spielerinnen und Spieler am Turniertag gut versorgt werden und sich wohl fühlen. Kurzum: Ein Turnier zu veranstalten ist ein nicht unerheblicher Akt. Umso mehr sind die Dauborner zu loben, dass sie nun ihr erster Bouleturnier auf die Beine gestellt haben und das mit rundum perfekter Organisation. Dass dabei Platz blieb für viel individuelle Freundlichkeit, entspanntes Miteinander und einen schönen Tag in fast familiärer Atmosphäre ist besonders hervorzuheben. Dafür ein großes Lob und ein herzliches „Dankeschön“ an die Crew in Dauborn.
Bereits im Winter hatten Eberhard und ich Gelegenheit, bei der Einweihung des neuen Bouleplatzes in Dauborn dabei zu sein. Der örtliche Turnverein hatte eines der beiden Mehrzwecksportfelder für den Bau eines Bouleplatzes zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um Hartplätze, auf denen Tennis, Basketball und vieles andere betrieben werden konnte. Der eine Hartplatz blieb erhalten und bildete nun eine hervorragende Fläche für die Zeltpavillions der Wettkampfleitung und der Versorgung sowie ausreichend viele Sitzgelegenheiten. Bei dem anderen Mehrzweckfeld wurde komplett die Oberfläche entfernt und im mehrschichtigen Aufbau eine für das Boulespiel geeignete Spielfläche aufgebaut. Die Oberfläche besteht komplett aus einer Auflage von Bessunger Kies. Ein ganz leichtes Gefälle zu einer bereits vorhandenen Entwässerungsrinne zwischen beiden Großfeldern sorgt für einen schnellen Wasserablauf bei Starkregen. Das war auch in den Tagen und der Nacht vor dem Turniertag so. Es hatte heftig geregnet – aber der Platz war beim Eintreffen der Spieler optisch trocken, aber noch etwas weich. Wasserablauf und Drainage hatten bestens funktioniert. Im Verlauf des Tages wurde auch deutlich, dass der Platz seit der Einweihung im Winter offensichtlich gut gepflegt worden war. Die Oberfläche wurde im Verlauf des Tages deutlich härter, als sie direkt nach dem Einbau war. Es lohnt sich also, einem solchen Platz auch die notwendige Zeit zum Setzen zu geben. Zur Art des Platzes und seinem Einfluss auf das Spiel wird später noch einiges zu sagen sein.
Auf dem Platz waren 14 Bahnen abgesteckt. Besonders positiv und ein Zeichen für die Perfektion im Detail: Am Kopfende jeder Bahn war am umgrenzenden Drahtzaun eine weithin sichtbare Ergebnisanzeige mit Bahnnummer angebracht. So gab es beim Finden der zugelosten Bahnen und beim Verfolgen des Spielstands einer Partie keinerlei Probleme. Vorbildlich!
Nach einer ganz entspannten Anfahrt über die Hünerstraße (hat nichts mit Hähnchen und ihren Verwandten zu tun) durch eine reizvolle Landschaft trafen vier Rheingauer frühzeitig in Dauborn ein und erhielten die Startnummern 1 und 2: Ich wollte heute mit Eberhard Hucke zusammen spielen und so das damals bei der Einweihung nicht machbare Spiel nachholen; Reiner Kitzmann hatte sich mit seinem Sohn Steffen zusammen getan, wobei sich Reiner heute in der etwas ungewohnten Rolle des Legers üben wollte. In offizieller Funktion übergab ich Jürgen Melzbach vor Turnierbeginn die gewünschten Exemplare des neuen HPV-Pétanque-Flyer, die anlässlich dieses Turnier im Laufe des Tages verteilt wurden.
Zum Platz und zum Spiel: Der Platz war an diesem Morgen, wie man so sagt, potteben. Durch den vielen Regen der vergangenen Tage war der Belag etwas weich, was sich aber, wie vermutet im Laufe des Tages durch Sonneneinwirkung schnell änderte. Nun gibt es eine nicht unwesentliche Anzahl von Boulespielern, die solche glatten Böden nicht mögen. Ich erinnere mich dabei immer an eine Aussage unseres damaligen „Kursleiters“ Jürgen „Joppo“ Albers, der sagte: „Ein guter Spieler muss auf jedem Boden spielen und gewinnen können – und auch auf einem solchen Boden muss man erst mal gewinnen“ – Recht hat er! Und heute, nach den konkreten Erfahrungen des gestrigen Tages gehe ich sogar einen Schritt weiter und behaupte: Ein solcher Boden legt gnadenlos die individuellen spielerischen, technischen und taktischen Schwächen offen. Da gibt es nicht den Stein, der als Entschuldigung für eine versprungene Kugel herbeigesehen werden kann. Vermutlich hat man das Loch an der vorgesehenen Donnée vorher nicht geschlossen oder ganz einfach die Donnée nicht getroffen. Und wer ein Loch nur einfach durch ein wenig Wischen schloss und anschließend mit der Kugel im noch weichen Untergrund hängen blieb, kann auch nicht dem Platz die Schuld geben.
Einige führen dann sozusagen zur Entschuldigung an, dass hier und heute die Kullerspieler oder Kegler ihren Tag haben. Dabei vergessen Sie, dass beständig gutes Legen über mehrere Spiele, wie wir es beispielsweise bei der späteren Turniersiegerin Corinne beobachten konnten, bestimmt ein Merkmal guten und effektiven Spiels auf diesem Boden ist. Wie das auf anderen Böden aussieht, wissen wir nicht – vielleicht spielt sie da anders? Hier jedenfalls hat sie gewonnen. Daraus ist aber ein klarer Schluss zu ziehen: Ästhetisch ansprechend mit formvollendem Schwung die Kugel zu werfen, mag auf der Galerie den einen oder anderen Zuschauer beeindrucken – effektiv und ergebnisorientiert ist in der Regel und insbesondere auf diesem Boden etwas anderes. Die abschließenden Bilder in vielen Aufnahmen zeigten, dass es großteils sehr eng zuging. Mit einer Kugel, die beim Legen 20 cm neben der gedachten Linie aufgesetzt wurde, war heute kein Staat zu machen. Wie gesagt: Der Boden legte Präzisionsmängel gnadenlos offen.
Nun soll aber das Boulespiel kein ständiger Frustgenerator sein, auch wenn es angesichts der solcherart „bestraften“ Mängel mal dazu kommen konnte. Ein solches Erleben sollte Ansporn sein, die individuelle Technik zu überprüfen und zu verbessern. Präzises Legen, das wurde an diesem Tag wieder einmal überdeutlich vor Augen geführt, ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Wenn man es dann noch schafft, mit einer guten Spieltaktik und mittleren Schusstreffern, das Schießen eigener gutplatzierter Kugeln und das Hereindrücken fremder Kugeln zum Punkt auszuschalten, ist man fast schon unter den Siegern eines Turniers. Entschuldigung, aber so einfach kann Boule sein.
In Dauborn wurde an diesem Tag mit 20 Mannschaften in fünf Vierergruppen die Vorrunde gespielt. In jeder Gruppe spielte jede Mannschaft gegen jede. Die beiden Ersten jeder Gruppe gingen ins A-Turnier – die anderen ins B-Turnier. So hatte jedes Team an diesem Tag mindestens vier Spiele – das lohnte den Weg.
Reiner und Steffen trafen in ihrem ersten Spiel gleich auf zwei alte Bekannte: Annette Riederer und Jens Dengler aus Rüsselsheim. Hier behielten Reiner und Steffen mit 13 : 6 die Oberhand, wie in den beiden folgenden Partien auch: 13 : 7 und 13 : 3 – damit standen beide als Gruppensieger fest und der Sprung ins A-Turnier war geschafft. Eberhard und Walter taten sich in ihrem ersten Spiel gegen das Dauborner Team Gitte Büger und Detlef Bastady schwer und verloren knapp mit 11:13. Die beiden folgenden Spiele wurden mit 13 : 8 und 13 : 7 klar gewonnen, was auch diesen Beiden den 1. Platz in ihrer Gruppe und damit die Qualifikation für das A-Turnier einbrachte. Gut so, wenngleich in der Vorrunde bei beiden Teams schon Schwächen sichtbar wurden, die noch Folgen haben sollten.
Eberhard und ich hatten das Pech, für die Cadrage ausgelost zu werden. Nun ging es für uns gegen Annette und Jens zum zweiten Duell Rheingau vs. Rüsselsheim. 0 : 3, 0 :6 und 0 : 7 – das war für die Rheingauer nicht gerade ein Bilderbuchstart. Eine unglückliche Aktion in der ersten Aufnahme, der Ärger darüber in der zweiten Aufnahme und ehe man sich versieht heißt es eben 0 : 7. Dann waren aber die Rheingauer dran. Fast ein Durchmarsch, aber beim 12 : 7 stockte der Motor. Mehrfach die Chance zum 13. Punkt – aber irgendwie und auf irgendeine Art verdattelt – und letztlich war dann immer eine Kugel von Annette oder Jens besser. Schließlich stand es 12 : 12. Auch in der letzten Aufnahme war noch alles möglich – aber nichts war, Annette und Jens gewannen nach einem kuriosen Spiel mit dem knappsten aller Ergebnisse und Eberhard und ich konnten uns den weiteren Verlauf des Turniers von draußen ansehen. Manchmal kann man sich beim Boule auch richtig ärgern.
Reiner und Steffen blieb die Cadrage erspart und sie starteten gleich in der KO-Runde. Gegen Dieter Koch und Michael Leiter gab es ein 13 : 7 und damit den Einzug ins Halbfinale. Die dort erlittene 8:13 Niederlage gegen Corinne und Hendric Mrowiec aus Ehringshausen war Beispiel für die negativen Wirkungen einer mentalen Abwärtsspirale und den Unterschied zwischen „Schönspiel“ und „Effektivspiel“. Da hilft kein nachträgliches Zetern und Ärgern: Mehr trainieren, präziser spielen und im Wettkampf durch viel praktische Übung mentale Standfestigkeit erreichen. Ab und zu mal eine Kugel zu werfen reicht auch in einem solch kleinen Turnier leider nicht für mehr. Bitter aber wahr.
Im Finale, in dem wir unseren Wiesbadener / Auringer Bekannten Marlies und Gerhard Kopplow leider erfolglos die Daumen drückten, hatten Corinne und Hendric mit 13 : 6 das bessere Ende für sich. Herzlichen Glückwunsch zum Turniersieg. Für die Rheingauer war es gut, noch ein wenig in Dauborn geblieben zu sein und bei den restlichen Spielen zugeschaut zu haben. So war der erste Frust auf der Heimfahrt verraucht und die Erkenntnis konnte reifen, dass die am Freitag bereits diskutierte Idee, einer geschlossenen Teilnahme am bereits geplanten Thementraining „Sicheres Legen“ auf jeden Fall ein empfehlenwerter weiterer Schritt zu einer Verbesserung des Spielvermögens ist. Nun den, so hat jedes Turnierspiel seine speziellen Erkenntnisse: Dauborn ist auch künftig ein sicherer Termin auf unserem Turnierkalender und Schwächen sind zu erkennen und dann Schritt für Schritt durch gezieltes Training zu beheben.
Hier gibt es den Turnierbericht von Rainer Fritzsche vom Veranstalter Rote Erde Bouler Dauborn.