In Geisenheim am Rheinufer ist in der Nähe des Weinstands Anfang April ein neuer Bouleplatz entstanden. Auf dieser Webseite wurde am 11. April darüber berichtet. Nun wurde durch den Ortsbeirat der Bouleplatz offiziell seiner Bestimmung übergeben. Wiesbadener Tagblatt und Wiesbadener Kurier berichten nahezu wortgleich am 3. Juli über diese kleine Übergabefeier, bei der Boulespieler, soweit man erkennen kann, leider nicht anwesend waren. Während das Tagblatt seinen Bericht mit dem Zitat „Schönster Bouleplatz im ganzen Rheingau“ überschreibt und dabei gegen die Regel, mit Superlativen äußerst vorsichtig umzugehen, verstößt, schreibt der Kurier vorsichtiger und zutreffend „Kugeln fliegen unter der Kastanie“.
Die Boulebahn ist eine einfache Bahn, die sich absolut harmonisch in das umliegende Gelände einfügt. Durch die wassergebundene Decke mit Lavaunterbau ohne weitere Auflagen (Kies o.ä.) unterscheidet sich die Bahn gewollt von den anderen Bahnen im Rheingau. Dies war auch in der kurzen Abstimmung vor dem Bau der Bahn so festgelegt worden. Gerhard Kress mit seiner Gartenbaufirma und selbst aktiver Boulespieler, hat nicht nur die Maschinen sondern insbesondere seine Mitarbeiter und natürlich die Erfahrungen aus mehreren von ihm inzwischen gebauten Boulebahnen in das Projekt eingebracht. Man muss dabei bedenken, dass Boulekugeln, die üblicherweise aus Stahl bestehen und um die 700 g wiegen, beim Auftreffen auf dem Boden eine erhebliche Punktlast erzeugen und so einen nicht geeigneten Untergrund schnell in ein Sandloch verwandeln können.
Die Geisenheimer Boulebahn hat gerade an heißen Sommertagen den Vorteil eines gewachsenen alten Baumbestands. Der Schatten unter den Bäumen macht dann das Spiel trotz der Hitze erträglich. Aber auch dann wird man den Durst löschen wollen und da ist ein Weinstand in der Nähe sicher ein Vorteil; wichtiger ist allerdings – und das werden alle Boulespieler bestätigen – eine ordentliche und saubere Toilette. Auch in dieser Hinsicht lässt die Bahn in Geisenheim keine Wünsche offen. Darüber, ob nun der Freizeitsport wirklich gastronomische Umsätze generieren soll und Boule spielen und einen Schoppen trinken sich gut ergänzen, wie in dem Artikel überdeutlich hervorgehoben, kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Hier ist zu unterscheiden zwischen dem Freizeitboule, bei dem gegen ein Gläschen kaum etwas einzuwenden ist und Boule als Sport, wo es bei Training und Wettkampf völlig klar sein sollte, dass dort Alkohol nichts zu suchen hat.
Aber wie dem auch sei: Lasst uns weiterhin ohne großes Brimborium auf dieser wirklich schönen, wenn vielleicht auch nicht der schönsten Boulebahn entspannt dem französischen Spiel mit den Stahlkugeln fröhnen. Aber es wäre vielleicht eine gute Idee, für die Bocciaspieler, dem Boule sehr verwandt, in unmittelbarer Nähe eine geeignetere Bahn zu bauen.
In diesem Sinne: Allez le boule und immer eine gute Kugel.