„Schön war’s“ – bevor die Rheingauer Bouler dieses Resumée des Tages ziehen konnten, war es im wahrsten Sinne des Wortes ein weiter Weg. Aufstehen um 7:00 Uhr mit Wecker, weil wegen der Umstellung auf die Sommerzeit eine Stunde Schlaf fehlte. Beim Sammeln an der Fähre schien es, als könne man im einen oder anderen Fall das Schlafdefizit fassen. Aber die frische Brise bei der Fahrt über den Rhein weckte auch die letzten Lebensgeister. Die Spannung auf einen Teamvergleich unter Ligabedingungen mit den beiden Teams des PC Bad Kreuznach tat ein Übriges, um die Liganeulinge des BC RHEINGAU hellwach zu machen. Für das ebenfalls mit nach Bad Kreuznach fahrende Team der TG Winkel schien das alles schon eher Routine.
In Bad Kreuznach angekommen wurde ausgepackt – nach der Menge der mitgebrachten Ausrüstung zu schließen, schien es so, als habe man viel vor, aber der Wetterbericht mahnte zur Vorsicht. Fleißige Hände bei den Gastgebern waren bereits dabei, dem Platz, der nach Schilderung der Bad Kreuznacher Spieler in der vergangenen Woche noch von einem LKW heimgesucht worden war, mit einigen Schaufeln Splitt den letzten Schliff zu geben. Für die Rheingauer war es einfacher: für sie war Einspielen auf dem Gelände unter den Platanen angesagt.
Pünktlich um 11:00 Uhr begrüßte der Vorsitzende des Pétanque Club Bad Kreuznach, Reinhold Hassel die Gästeteams des Boule Club RHEINGAU und der TG Winkel. Er wünschte allen einen nützlichen Tag mit einer Standortbestimmung für die Teams kurz vor Beginn der Ligasaison 2009, bei dem aber auch der Spaß am Spiel und am Miteinander nicht zu kurz kommen sollte. Walter als Mannschaftsführer des BC RHEINGAU bedankte sich herzlich für die Einladung und bedachte beide Teams des Gastgebers als Gastgeschenk mit je einer Flasche Sekt und je zwei Pikkolos der Sonderedition „Boule Club RHEINGAU“ aus Robertos Jahresdeputat aus der Rüdesheimer Weinkellerei – macht wirklich Eindruck, Robertos Idee. Auch Pitt Elben, der die gesamte Organisation des Teamvergleichs übernommen hatte, wurde von Walter mit einer Flasche dieser Besonderheit bedankt. Die Rheingauer hatten aber auch an die fleißigen Helfer im Hintergrund gedacht und überreichten Reinhold einen weinigen Gruß aus Oestrich für jene, die uns an diesem Tag ein unbeschwertes Spiel in einem angenehmen Umfeld ermöglichten. „Wenn man die Gastgeschenke als eine Art ‚Bestechung‘ sehen will,“ so begründete Walter die Übergabe vor den Spielen, „dann muss man sie übergeben, bevor man verloren hat.“
Damit war dann der Vorrede genug – es wurde gespielt. Die BC-Spielerinnen und Spieler hatten ihre Teams bereits beim letzten Training formiert. So wurden verschiedene Kombinationen gezielt ausprobiert und alle Teammitglieder wurden gleichmäßig eingesetzt. So wurde auch in der Begegnung mit PC Bad Kreuznach II in dieser geplanten Aufstellung gespielt. Zwei Tripletten standen an und es war kaum Nervosität zu verspüren. Alle waren hoch konzentriert und so liefen die Spiele sehr erfolgreich an. Selbst ein unbeabsichtigter Sauschuss mit der letzten Kugel, der dem Gegner fünf Punkte einbrachte, konnte die Rheingauer nicht aus der Bahn werfen. Das erste Triplette vermeldete einen 13:4-Erfolg und das Mixte-Triplette konnte sich trotz des Missgeschicks mit 13:7 durchsetzen. Ein ermutigender Auftakt für die Liga-Neulinge: 2:0 gleich zum Start. Parallel hatte die TG Winkel, sehr viel erfahrener nach zwei Ligaspielzeiten gekrönt von einem Aufstieg in der vergangenen Saison, die ungleich schwierigere Aufgabe: Gegen das Landesligateam der Kreuznacher gingen die beiden ersten Spiele glatt verloren. Kein Beinbruch, wenn man bedenkt, dass dies Team zwei Klassen höher spielt und das in einem Landesverband, der über viele Teams guter Spielstärke verfügt. Also auf zur zweiten Runde: Mit drei Doublettebegegnungen kann man noch etwas korrigieren.
Die Konzentration der BC-Spieler hielt auch nach dem für sie etwas überraschenden Spielstand an. Inge und Steffen spielten sehr stark und sicherten mit 13 : 3 den 3. Punkt. So konnte man den Verlust der Partie von Johann und Reiner, die 4 : 13 unterlagen, gut verschmerzen. Zu bedenken ist, dass Johann als wirklicher Neuling im Mai vergangenen Jahres zum ersten Mal eine Boulekugel in der Hand hatte und als „Abgesandter“ der Boulekursabsolventen 2008 des BC RHEINGAU vermutlich die größte mentale Belastung dieses Vergleichs unter Ligabedingungen zu tragen hatte. Aber er hat das gut gemeistert und dafür sind solche Testbegegnungen schließlich da. Im noch ausstehenden Doublette machten es Bart und Eberhard spannend: Fast hätte man vergessen, den Sack zu zu machen. Aber gerade noch rechtzeitig gelang der manchmal so schwer zu spielende 13. Punkt und man konnte ein 13:8 für die Ergebnisliste melden.
Beachtenswert! Die „Novizen“ hatten mit einem 4:1 einen Einstand, den so wohl keiner erwartet hatte. Aber dieser Erfolg war kein Zufall sondern Ergebnis konzentrierter Arbeit und konsequenten Trainings. Wie sehr sich dieser Aufwand lohnt, wurde bei dieser Begegnung allen Spielerinnen und Spielern verdeutlicht und dürfte viel Motivation für weitere Trainigseinheiten sein. Wie konsequent die Rheingauer ihre Vorbereitung betreiben, wurde auch deutlich in der Tatsache, dass die beiden in jeder Runde spielfreien Spieler jeweils eine Partie beobachteten und aufgefallene Dinge konsequent notierten. Dies wurde von den Kreuznacher Spielern erstaunt und positiv bewertend zur Kenntnis genommen und für die Rheingauer Spieler werden die Notizen nützliche Basis einer Nachbetrachtung beim nächsten Training sein. Das ist keinesfalls eine bierernste Angelegenheit – ich glaube keiner der Anwesenden schätzte die Rheingauer Spielerinnen und Spieler so ein. Vielleicht ist aber auch die positive Stimmung, die sie verbreiten konnten, für die Rheingauer deshalb so unbeschwert zu zeigen, weil ein solcher Erfolg nicht zufällig in den Schoß fällt, sondern als ein Ergebnis konsequenter Vorbereitung verstanden wurde. Ganz einfach: Boule macht Spaß und Erfolg macht noch mehr Spaß.
Zur Mittagspause kamen die Spieler des BC RHEINGAU etwas verspätet. Die letzte Partie hatte sich doch etwas länger hingezogen und alle bereits fertigen Spielerinnen und Spieler unterstützten Bart und Eberhard beim „Einsacken“ des 4. Punkts – auch das ein lobenswertes Zeichen des positiven Teamgeists. BRAVO!
Es wäre allerdings schade gewesen, wenn die Partie noch länger gedauert hätte. Ruth und Pitt hatten eine wunderbare Möhren-/ Ingwercreme-suppe zubereitet, die bei diesem wechselhaften Wetter herrlich von innen wärmte. Überhaupt hatten die Gastgeber ein Büffet mit reichlich Köstlichkeiten aufgebaut: für die „Schnuckmäuler“ gab es eine wunderbare Donauwelle, die man eigentlich passenderweise als „Nahewelle“ bezeichnen müsste und Reiner lobte ganz besonders den herrlich frischen Käsekuchen. Liebe Kreuznacher: ihr habt uns wunderbar bewirtet – aber für Schlankheitsbewusste war das eine echte Prüfung! Also: An dieser Stelle schon einmal herzlichen Dank und wir werden versuchen, uns im nächsten Jahr bei Eurem Gegenbesuch im Rheingau zu revanchieren – obwohl die Messlatte jetzt doch sehr hoch liegt.
Aber auch die schönste Mittagspause geht einmal zu Ende, auch wenn noch so viel Verlockendes vom Buffet herüber lacht. Aber man ist ja schließlich zum Spielen gekommen und nicht zum Essen. Auf das RHEINGAU-Team wartete jetzt eine ganz harte Nuß: Das Landesligateam, gegen das die Mannschaft der TG Winkel mit 0:5 überraschend deutlich verloren hatte. Johann, Reiner und Eberhard lieferten im ersten Triplette ein „standesgemäßes“ Ergebnis: 2 : 13 – da war nicht viel zu machen. Anders lief es im Mixte-Triplette: Inge, Bart und Walter lieferten ein auch unter taktischen Gesichtspunkten einwandfreies Spiel ab und hatten dann auch das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite: 13 : 8 – ein Sieg, den man nicht unbedingt erwarten durfte. Nach den beiden Tripletten stand es 1 : 1 – bemerkenswert. Die Anspannung war zu merken und deshalb gab es eine kleine Pause vor den Doubletten. Inge und Walter hatten hier das große Los gezogen: gegen Mario und Arnulf hieß es nach wenigen Aufnahmen 0 : 13. Nun ja, das war halt mehr als ein Klassenunterschied. Bart und Steffen waren mit 6:13 etwas besser bedient, aber sie lieferten trotzdem den 3. Punkt für das Team von PC Bad Kreuznach I. Und wie erging es unserem nominellen Doulette Mixte? Ellen und Eberhard mühten sich redlich und lange. Aber es lohnte sich: Ein 13 : 6 war nicht nur Ergebniskosmetik, sondern es passte insgesamt gut in die Bilanz des BC-Teams. Mit 2 : 3 gegen das Landesligateam zu verlieren, auch wenn ein Doublette mit Nachrückspielern besetzt war, ist ein sehr respektables Ergebnis. Alle Achtung, die Rheingauer haben sich wacker geschlagen. Etwas überraschend dagegen die Bilanz des Teams von der TG Winkel: Die Partie gegen PC Bad Kreuznach II ging mit 1 : 4 überraschend deutlich verloren. Eine Erklärung haben wir dafür nicht, allerdings haben wir die Winkeler Spieler auch noch nicht gefragt, was möglicherweise dafür der Grund war. (Hier gibt es die Ergebnisübersicht.)
Das soll allerdings den Spielerinnen und Spielern des BC RHEINGAU im Moment auch nicht wirklich größeres Kopfzerbrechen bereiten. Die waren einfach nur ausgelaugt – ein solcher Spieltag über gut sechs Stunden mit höchster Konzentration fordert seinen Tribut und entsprechende Routine ist eben bei den Spielerinnen und Spielern des BC RHEINGAU auch noch nicht vorhanden. Während andere Spielerinnen und Spieler noch ein paar Spiele „just-for-fun“ spielten, bedankten sich die Rheingauer nach der herzlichen Verabschiedung durch Reinhold und Pitt noch einmal herzlich bei den Gastgebern und schlichen dann recht erschöpft von dannen. Wie eingangs gesagt: „Schön war’s, liebe Kreuznacher und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen beim Oranienparkturnier“.