Saisoneröffnung in Wächtersbach

Die sehr schöne Anlage des 1.PC Wächtersbach bietet vor dem Vereinsheim acht Bahnen mit unterschiedlichen Belägen - einfach perfekt für Training und Spiel. Seit Tagen sagen die Wetterberichte für Samstag den bisher wärmsten Tag des Jahres voraus: bis zu 18 Grad, Sonne – also ein richtiger Frühlingstag. Gerade richtig, um die gut 100 km aus dem Rheingau nach Wächtersbach zu fahren und dort am Saisoneröffnungsturnier teilzunehmen. Alle, so scheint es, haben den Wetterbericht gehört – nur das Wetter nicht. Knapp 1 Grad am frühen Morgen in Oestrich bei der Abfahrt und in Wächtersbach ist es keinen Deut wärmer. Aber der Kugelwärmer im Vorzelt des Vereinsheims ist schon angeworfen.

Nun sind Boulespieler solche Verhältnisse durchaus gewohnt. Andererseits ist „Saisoneröffnung“ ja durchaus berechtigt, weil Boule in der allgemeinen Wahrnehmung natürlich primär ein Freiluft-Sommervergnügen ist. Aber es wird auch im Rheingau längst auch über den ganzen Winter gespielt, zumindest solange der Schnee nicht höher als 15 cm liegt – und das kommt immer seltener vor. Im Rheingau haben wir zwar keine Boulehalle wie in Rockenhausen, Rastatt, Groß-Gerau, Hungen und anderenorts, aber wir spielen in Walluf, Eltville und Winkel im Freien und halten uns so fit. Erste Teilnahmen an Hallenturnieren und in der Ziegelei Mainz gingen in diesem Jahr außerdem dieser Saisoneröffnung voraus. Es gab also keine Ausreden und alle anderen Spieler hatten in ähnlicher Art und Weise unter der kalten Jahreszeit gelitten.

Manfred Bär betätigte sich am frühen Morgen als Einweiser. Nach freudiger Begrüßung wurde ein Parkplatz bei der Feuerwehr hinter dem Bouleplatz zugewiesen. Der Platz des 1. PC Wächtersbach ist im Ortsteil Weilers in absolut naturnaher Umgebung sehr schön gelegen. Aufgrund der feuchten Kälte wurde die Einschreibeprozedur im Freien (der arme Turnierleiter) schnell absolviert und dann im gut gewärmten Zelt (ein alter Bollerofen wärmte Zelt und Kugeln) mit einem heißen Kaffee die Kälte und die Müdigkeit aus den Knochen getrieben. Es konnte also losgehen.

Poule A-B werde heute gespielt, sagte Frank Schneider in seiner Begrüßung und hieß die 30 gemeldeten Teams in Wächtersbach herzlich willkommen. Dass es in diesem Jahr nicht regnet, sei bereits als großer Erfolg zu werten und eine Vereinbarung mit Petrus lasse im Laufe des Tages noch Sonnenschein erwarten – er sollte Recht behalten. 

Die Spiele in sieben Poules (Gruppen zu je vier Mannschaften bzw. drei Teams in den beiden letzten Gruppen) begannen gegen 10 Uhr. Alle drei Rheingauer Mannschaften starteten mit einer Niederlage in der ersten Runde – Inge, Walter und Steffen handelten sich sogar eine „Fanny“ ein. Die Spielordnung in einem Poule führt in der zweiten Runde die beiden Gewinner und die beiden Verlierer der ersten Runde zusammen. Die Rheingauer konnten mit dem Team Monika Kitzmann, Wendelin Richter und Stefan Fiebiger jetzt wenigstens einen Sieg vermelden. Während die beiden anderen Teams (auch Benno Seifert, Gerhard Kress und Wolfgang Kober-Voss konnten in den beiden ersten Runden keinen Blumentopf gewinnen) sich direkt auf die weitere Teilnahme am B-Turnier vorbereiten konnten, mussten Moni, Wendelin und Stefan in ihrer Gruppe in der Barrage um Platz 2 spielen. Zur Erklärung: In der 4-er-Gruppe gibt es nach zwei Spielrunden eine Mannschaft mit zwei Siegen (direkt ins A-Turnier) und eine Mannschaft mit zwei Niederlagen (direkt ins B-Turnier). Zwei Mannschaften haben je einen Sieg und eine Niederlage auf ihrem Konto. Hier zählt nun nicht etwa das Verhältnis der Spielpunkte sondern in einer direkten Begegnung werden der Platz 2 (führt ins A-Turnier) und Platz 3 (da bleibt dann nur das B-Turnier) ausgespielt. Moni und ihre beiden Männer behielten in dieser Partie die Oberhand und freuten sich über ihr Weiterspielen unter den besten 16 Mannschaften.

Die Rheingauer in einer Spielpause - Steffen (schwarzes T-Shirt) im Hintergrund mit Flo aus Dieburg. Wendelin fehlt und Walter fotografiert. Inge und Walter Weishaupt zusammen mit Steffen Kitzmann hatten auch in der ersten KO-Runde des B-Turniers gegen die Jugend vom Club de Pétanque Dieburg nichts auszurichten – das war heute nicht ihr Tag. So blieb viel Zeit andere Begegnungen zu beobachten und Kontakte zu pflegen. Benno führte seine beiden Mitspieler zum ersten Sieg und Wendelin freute sich zu Recht über einen deutlichen Sieg in der ersten KO-Runde des A-Turniers. Das bedeutete eine Einreihung unter den besten acht Mannschaften des Turniers und damit mindestens den 5. Platz.

Im Viertelfinale war dann gegen eine der stärksten Mannschaften dieses Tages Endstation. Das Team aus Heuchelheim (bei Gießen) mit Michael Groth, Martin Leinweber und Nico Müller war mir schon zuvor in einer Partie aufgefallen. „Ich weiß gar nicht, was diese ständige Ballerei soll“ war eine Frage von Martin (?) – bei einer (gefühlten) Trefferquote von mehr als 70% wahrhaft ein Luxusproblem – zumindest aus unserer Sicht. Für Moni, Wendelin und Stefan bedeutete diese Niederlage zwar das Ausscheiden aus diesem Turnier – aber bis zum Viertelfinale in einem gut besetzten Turnier und dann gegen eine sehr starke Mannschaft auszuscheiden, darf durchaus als Erfolg gewertet werden. So sahen die Drei das auch und waren mit dem Ergebnis zufrieden.

Benno & Co hatten inzwischen plötzlich Spaß am Sieg gefunden und setzten sich auch im Viertelfinale des B-Turniers gegen ein Team aus Dieburg (der Schiedsrichterobmann des HPV Hermann Trenschel mit Angelika und Lotte) durch. Aber eng war’s. Nach 4:11 Rückstand holten sie Punkt für Punkt auf und konnten noch knapp mit 13:12 gewinnen. Das hieß Teilnahme am Halbfinale des B-Turniers. Dort behielt dann die Jugend des TV Dreieichenhain die Oberhand. Insgeheim waren die verbliebenen Rheingauer nicht ganz so traurig, weil man jetzt endlich nach Hause fahren konnte. Es war fast 20 Uhr , nach 10 Stunden Turnier und inzwischen wieder empfindlicher Kälte war das auch irgendwie verständlich. In den Halbfinalpartien des A-Turniers wurde zwischenzeitlich teilweise beachtenswerter Sport geboten. Das Finale haben wir aber dann leider nicht mehr erlebt – vor uns lagen immerhin auch noch über 100 km Rückweg.

Liebe Wächtersbacher, es hat zu Eurem Verhalten im vergangenen Jahr durchaus Kritik gegeben – ob berechtigt oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen. Heute habt Ihr Euch jedenfalls als sehr freundliche und glänzend organisierte Gastgeber gezeigt. Die Verpflegung war bestens: Heiße Würstchen, heißer Tee und Kaffee (es muss nicht immer kaltes Bier sein 😉 ) waren in Anbetracht der Temperaturen durchaus die richtigen Aufwärmer und gut belegte Brote oder vorzügliche Torten und Kuchen sorgten dafür, dass man auch einen langen Turniertag gut überstehen konnte. Die Turnierleitung harrte geduldig auch bei wieder zunehmender Kälte aus und hatte den Ablauf gut im Griff. Die freundliche Aufnahme hat uns gefallen und wir kommen bestimmt wieder – aber Ihr dürft auch gerne einmal in den Rheingau kommen, ich hoffe, dass dieses schon lange geplante Vorhaben einmal klappt.