Tolle Alternative:
Hinter der Brentanoscheune

Zwischen Schallschutzwand der Bahn und Brentanoscheune auf der Zufahrt zum Hintereingang finden die Rheingauer Boulespieler ein wunderbares Spielfeld. Freitagmittag – 14:00 Uhr – toller Sonnenschein. Ich gehe erwartungsfroh zur Boulebahn an der Fähre. Dort treffe ich auf den versammelten Konvent der Kanadagänse aus der Winkeler Bucht. Ungefähr 50 Tiere stehen auf der Boulebahn und drumherum. Alles ist aufgeweicht und der Boden darunter aber noch gefroren. So präsentiert sich eine einzige Matschlandschaft, eindrucksvoll gemustert durch die Fußabdrücke der Gänse. Als ob das nicht genug wäre, haben die lieben Gänse ihre Verdauungsreste zu 4 – 7 cm langen Würsten geformt auf der gesamten Boulebahn und deren Umfeld verteilt. Weil offensichtlich der Platz nicht ausreichte, wurden einige Würste auch in drei oder vier Etagen übereinander abgelegt. Soviel, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde zu der Aussage, dass der Bau einer Boulebahn direkt am Rhein die Gänse stört und vertreibt. Die sehen das offensichtlich ganz anders und versammeln sich bis in den Mai hinein täglich am reich gedeckten Tisch der Boulebahn: Dort gibt es nämlich feinste kleine, runde Kieselsteine – nicht als Delikatesse, sondern als notwendige Verdauungshilfe. Natur tickt halt manchmal etwas anders als mancher Mensch denkt.

Aber was machen jetzt die BoulespielerInnen?

Ich glaube nicht, dass wir spielen können und fahre wieder nach Hause. 20 Minuten später, ich will eigentlich nach Eltville fahren, sehe ich Leute an der Boulebahn. Also halte ich an und schon treffe ich Johann und Monika. Zusammen gehen wir zur Boulebahn und treffen auf eine größere Gruppe spielbereiter Bouler. Dann kommt Michael noch per Fahrrad und schon sind wir zwölf Leute! Übrigens sieben Frauen und fünf Männer!!! Wer sagt da etwas von Männersport oder Altherrenverein? Allerdings wissen wir unsere vielen boulebegeisterten Damen sehr zu schätzen. In vielen Vereinen und Bouletreffs ist das völlig anders. Das wurde uns schon im Sommer von einer zufälligen Passantin verdeutlicht, die im heimischen Bouletreff immer allein die Fahne des weiblichen Geschlechts hochhalten muss. Also ein ganz großes Lob unseren Damen, die sich auch von widrigen Wetterverhältnissen nicht abhalten lassen, zum Bouletreff zu gehen. BRAVO!

Der Ostwind beißt am ungeschützten Rheinufer, dazu der Matsch – wir sinnen nach Alternativen. Schließlich kommt von Susanne der Vorschlag, es doch an der Brentanoscheune zu versuchen, da sei heute keine Veranstaltung. Einstimmig angenommen und so machen wir uns auf zur Brentanoscheune. Eine kurze Inspektion des Geländes um das Gebäude. Dann fällt die Entscheidung für die Zufahrt neben und hinter der Scheune. Fantastisch! Der Boden ist hart gefroren, kein angetauter Matsch. Der Wind wird durch Gebäude und Bäume abgehalten. Sogar die Sonne scheint ein wenig auf das ausgewählte Spielgelände. Bei zwölf Mitspielern entscheiden wir uns für drei Doubletten, darunter eine Partie als Wertungsspiel für die Rheingau-Wintermasters.

Das Gelände ist anspruchsvoll. Glatte feste Flächen, dazwischen immer wieder Inseln mit Split, mal wenig und dann wieder sehr tief. Kuhlen und Fahrspuren von PKW’s, heute natürlich hart gefroren, bilden zusätzliche Hindernisse. An der einen oder anderen Stelle noch schräg abfallendes Gelände – da ist alles geboten. Hier gilt es nicht nur, das Gelände genau zu studieren und die richtige Wurfform zu wählen sondern man muss sich auch noch sehr konzentrieren, um das Vorhaben auch erfolgreich in die Tat umzusetzen. Sehr bald hat man sich daran gewöhnt. Die Umstellung auf die in Frankreich gespielte Form des Terrain libre bringt zusätzliche positive Aspekte: Es gibt für die Kugeln kein „AUS“. Trifft also eine Kugel auf den Holzbalken der Wegbegrenzung, rollt sie über die angrenzende Grasböschung oder verirrt sie sich gar in den Spritzschutzkieseln vor dem Haus – immer bleibt es eine gültige Kugel. Lediglich für das Schweinchen gibt es, den Regeln entsprechend, ein paar AUS-Bedingungen, die aber hier heute keine Rolle spielen.

So haben wir nicht nur auf einem tollen Gelände Boule gespielt sondern auch gleich noch ein paar neue Dinge gelernt. Die Spielmöglichkeiten neben und hinter der Scheune sind einfach toll. Deshalb haben wir uns auch spontan verabredet, die nächsten Bouletreffs (Sonntag, Montag und Freitag) wieder an der Brentanoscheune zu spielen. Der lieben Ordnung halber werde ich Montagfrüh direkt bei der Stadtverwaltung anrufen und für uns eine offizielle Duldung dieser Nutzung erbitten.

Also bitte merken: Solange nichts anderes hier mitgeteilt wird, sind bis auf weiteres die Bouletreffs von der Fähre an die Brentanoscheune verlegt.  Viel Spass und Allez le boule!