Sommerfest in Dreieichenhain

Acht feste Bouleplätze umrahmt von einem alten Baumbestand bilden aus Boulersicht eines der Highlights der Sportanlage in Dreieichenhain. Sommerfest? War nicht eingeladen zum Sommerturnier? Doch – aber es war durchaus ein Sommerfest. 85 Teams hatten den Weg nach Dreieichenhain gefunden, wobei aus verständlichen Gründen die Teams aus den umliegenden Gemeinden besonders zahlreich vertreten waren. Ein bemerkenswerter Anteil an Jugendlichen ist wohl der Startgeldfreiheit zu danken, aber auch dem Ruf der Dreieichenhainer als Förderer des Boulesports für Jugendliche. So gab es an diesem Tag eine fröhliche Ansammlung von Jung und Alt bei herrlichem Sommerwetter, bei allerbester Verpflegung und manch nettem Spielchen – ein Sommerfest eben.

Auch aus Winkel hatten sich drei Teams aufgemacht. Wetterberichte und der erste Sonnenschein am Morgen ließen die wichtigste Tätigkeit bereits erahnen: wirksamen Sonnenschutz auftragen. Herzlich begrüßt wurden die Rheingauer von Sabine und Hendryk Wagener und ihrem Team auf der wunderschönen Sportanlage in Dreieichenhain – wirklich beeindruckend – sowohl die Begrüßung als auch die Sportanlage. Da man früh gefahren war, konnte man sich ein schattiges Plätzchen unter Bäumen noch aussuchen, was sich an diesem Tag als besonders wertvoll herausstellen sollte.

Bei der Begrüßung der zum Turnier versammelten Spielerinnen und Spieler zeigte sich Hendryk von der großen Teilnehmerzahl überrascht. In Anbetracht des am Abend anstehenden Fußball-EM-Finals wurde entschieden, nur fünf Runden + Finale im Schweizer System zu spielen. Zusätzlich wurde ein Zeitlimit von 60 Minuten plus einer Aufnahme pro Partie festgelegt – für den Modus des Schweizer Systems eine mehr als vernünftige Maßnahme. Damit blieb Allen, auch den Organisatoren, die Möglichkeit, die EM-Übertragung noch rechtzeitig zu erreichen. Sinn macht das aber auch ohne EM-Finale, weil man einfach zu einer noch erträglichen Zeit die heimatlichen Gefilde erreicht – gerade wenn man einen etwas weiteren Anreiseweg hat.

Die Organisation sorgte bei den Rheingauern für einiges Erstaunen: Es gab keine Bahnnummern (nur die ersten acht Bahnen wurden zugeteilt – der Rest suchte sich sein Spielgelände irgendwo im weitläufigen Sportpark) – das kannte man auch schon von anderen Turnieren. Aber hier gab es nicht mal Mannschaftsnummern. Gut, damit gab es auch keine Aufkleber, die sowieso nicht an der Kleidung haften und über kurz oder lang irgendwo auf dem Boden liegen (es sei denn, es werden spezielle Textilaufkleber genutzt, aber die kennen die Wenigsten). Doch wie sollte das funktionieren? Wie findet man den zugelosten Spielpartner, wenn man nur den Namen hat, teilweise sogar nur den Vornamen und die SpielerInnen nicht kennt? Doch diese Gedanken lösten sich bereits im Laufe der ersten beiden Runden auf. Zuerst half es noch, dass Walter inzwischen doch einige Leute aus der Bouleszene kennt und die Namen auch Gesichtern zuordnen konnte. Und wo das nicht der Fall war, kannte er jemanden, der den oder die Gesuchten wiederum kannte. Kurzum: irgendwie hat es funktioniert, auch wenn wir uns das nicht vorstellen konnten. Man lernt halt immer wieder dazu.

Gerhard Kress und Marcel Schmidt hatten bei diesem Turnier ihre Premiere als gemeinsames Doublette. In der ersten Runde starteten die Beiden mit einem klaren Sieg und holten sich so das nötige Selbstvertrauen für die folgenden Runden. Dann ging es gegen Anja Gaug und Christian Hirtz aus Wächtersbach – beide waren immerhin qualifizierte Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft im Triplette vor zwei Wochen in Durmersheim. Hier gelang den beiden ein knapper, aber verdienter Sieg, was jetzt natürlich die Klasse der zuzulosenden Gegner zwangsläufig ansteigen ließ. Mit Ronny Schraml aus Viernheim (Bundesliga) und Boyd trafen sie dann auf ein Team, das durch Konstanz im Spiel beeindruckte. Hier wurde deutlich, dass wir in unserem Spiel trotz guter Ansätze einfach noch zu viele Wellenbewegungen haben, die gegen ein solch ausgeglichen und konstant gut spielendes Team einfach zum Verlust der Partie führen muss. Aber lehrreich war’s. Die folgende Partie konnte wieder gewonnen werden und so traf man in der letzten Runde schließlich auf die amtierenden hessischen Juniorenmeister im Dublette: Aaron Sommer und Nicholas Mari aus Niedernberg/Mechenhard. Hier gab es für das Winkeler Doublette nicht wirklich etwas zu ernten. Die Jugend schritt stürmisch voran und ließ dem Alter keine Chance. So endeten die beiden Jugendlichen mit vier Siegen auf dem 16. Platz (siegpunktgleich mit dem Viertplatzierten) – für unser Winkeler Premierenteam kam aber mit drei Siegen ein toller 25. Platz inmitten bekannter Spielerinnen und Spieler aus ganz Südhessen heraus. BRAVO!

Eberhard Hucke und Walter Weishaupt vom Boule Club RHEINGAU starteten an diesem Morgen sehr nevös und noch dazu auf einem überaus schwierigen (zugelosten) Platz gegen Lotte und Hermann Trenschel aus Dieburg. Letztlich gab die unterschiedliche Trefferquote beim Schießen den Ausschlag zu Gunsten der Dieburger. In der zweiten Runde gelang mit (zugegebenermaßen) viel Glück ein 13:12 Erfolg gegen Christina Bär und Hans Pratzer, was den beiden wiederum eine bessere Platzierung als Rang 32 vermasselte. Sorry! Gegen Jenni und Fahri folgte dann eine Lehrstunde im Präzisionsschießen bei unterschiedlichen Entfernungen. Das Ergebnis ist leicht vorstellbar. War es die Demonstration von Fahri oder die zunehmende Entspannung, die in der folgenden Partie Eberhard die alte Stärke im Schießen unpassender gegnerischer Kugeln wiederfinden ließ? Wie dem auch sei – wichtig ist die Erkenntnis, dass man durchhalten muss, auch wenn es mal nicht so läuft. Irgendwann ist jedes Tal zu Ende und es geht wieder bergauf. Auch wenn dieses Spiel noch verloren ging, zahlte sich in der letzten Partie die wiedergewonnene Stärke aus und man konnte noch einen klaren Sieg landen. Zwei Siege und damit der 55. Platz – immerhin. Monika und Reiner Kitzmann hatten es gleich zu Anfang mit einigen starken Gegnern zu tun und konnten am Ende aber ebenfalls zwei Siege einfahren – das bedeutet Platz 62, nur einen Platz hinter Harald Goergen, dem Sieger im Winkeler Turnier vor zwei Wochen.

Letzlich war man aber rundum zufrieden. Es war ein wunderbarer Tag in Dreieichenhain – so richtig zum Erholen. Boule ist eben ein Sport zum Abschalten – und wenn man will, kann man in den Spielpausen auch noch manche interessante Unterhaltung mit den Nachbarn führen. Die konsequente, aber unaufdringliche Turnierleitung passte sich prima in diese entspannte Sommeratmosphäre ein. Großes Lob an das ganze Team von der Bouleabteilung des TV Dreieichenhain. Es war eben wirklich ein Sommerfest und damit mehr als ein einfaches Sommerturnier.

Ach ja, gewonnen haben am Ende Gaby Kurtz und Hussein Assane (PSG Rüsselsheim/Kaiserslautern – das hier verlinkte Foto ist vom Hallenturnier in Rockenhausen – ansonsten wäre diese Bekleidung an diesem heißen Tag etwas unpraktisch gewesen) im Endspiel gegen Ro-Tran und Le van Khoi (CP Schweinfurt / BC Tromm). Kader Amrane mit seinem Partner Gerhard Rüthel, beide vom 1. PC Wächtersbach, hatten an diesem Tag, obwohl in der Hauptrunde ebenfalls ungeschlagen, knapp das Finale verpasst. Ihnen blieb der 3. Platz.