Anfang März – Terminplanung: Ostern ist in diesem Jahr sehr früh. Sich in den Osterverkehr werfen oder im Stau stehen ist nicht unsere Sache. Aber Boulespielen, noch dazu in Darmstadt, aus dem Rheingau schnell zu erreichen, das wär‘ doch was. Zudem ist die Mathildenhöhe immer einen Besuch wert, sodass es selbst dann, wenn man sehr früh ausscheidet, ein schöner Ostersonntag werden könnte.
Am Karfreitag bekommt die optimistische Vorstellung die ersten ernsten Kratzer. Regen, Schnee und Hagel, dazu Blitz und Donner – alles gleichzeitig ist vielleicht doch ein wenig heftig. Aber war da nicht ein kleiner Sonnenschein? Muss wohl doch eine Fata Morgana gewesen sein – und das bei dieser Kälte. Django aus Rockenhausen fällt eine endgültige Entscheidung: ‚Bei dem Wetter friere ich mir doch nicht den A…. ab – mir reicht das vergangene Wochenende in Wiesloch‘. Erste tiefe Nachdenklichkeit bei Inge.
Das Spiel am Samstag im Eltviller Zwinger soll Training für den Sonntag sein – bezüglich des Wetters war es das auch. Allerdings reift dabei ein eiserner Entschluss: ‚Ohne mich!‘ und von Ellen kommt ‚Ich auch nicht!‘. ‚Nun ja, telefonieren wir morgen früh um 1/2 8″ verabreden sich Eberhard und Walter. Am Abend sagt irgendein Internet-Wetterbericht für Sonntag 10% Niederschlagswahrscheinlichkeit und Sonne voraus – das sieht doch gut aus.
Sonntagmorgen 6:30 Uhr: 0,5 Grad zeigt das Thermometer, aber es ist trocken. Eine halbe Stunde später sind es schon 0,6 Grad – das wird doch noch ein guter Tag. Telefon – ‚also wir fahren‘ – Gerhard und Reiner auch. Aufmunternder Zuspruch unserer Frauen bei der Abfahrt: ‚Heute könnt ihr gewinnen, weil kein anderer da sein wird‘. Nun, 82 Teams sind da und manche haben diesen Satz nur deshalb zuhause nicht gehört, weil die Frauen auch mitgekommen waren.
Der Platanenhain auf der Mathildenhöhe direkt vor dem Hochzeitsturm sieht genauso trostlos aus wie das Wetter, hier ist es auch noch ein halbes Grad kälter als im Rheingau – glatte 0 Grad. Einzige Farbtupfer im Grau in Grau sind die Zelte, die Mitglieder der Wilden 13 aufgestellt haben und die Neon-Schweinchen auf Joppo’s Verkaufstisch. Ansonsten sucht man Spielplätze die nicht von Pfützen oder Matsch übersäht sind. Besserung ist kaum zu erwarten, weil keiner einen Föhn dabei hat. Deshalb gibt es noch einmal einen Regeltip: Wenn das Schweinchen in einer Pfütze schwimmt, ist AUS!
Aber die Stimmung ist entgegen aller äußeren Umstände gut. Man kennt sich, man begrüßt sich, ‚hast Du letzte Woche meine Mail gelesen?‘ , im vorigen Jahr haben wir hier die ganze Zeit im Regen gestanden …. Schön, dass es immer wieder tröstende Erinnerungen gibt. Wenn wir uns so umschauen, stellen wir fest, dass Viele offensichtlich eine sehr viel weitere Anfahrt hatten als wir aus dem Rheingau. So sieht man ein illustres Teilnehmerfeld am Start.
Wie stark, das erfahren Eberhard Hucke und Walter Weishaupt – erstmals als Mannschaft des Boule-Club Rheingau unterwegs – gleich in der ersten Partie: Es geht gegen Hans-Joachim Neu und Harry Kadouma. Und dann gewinnen die beiden auch noch die Platzwahl. Raus aus dem Matsch unter den Platanen nach draußen an die russische Kapelle. Das Gelände ist so abschüssig, dass eine fehl geschossene Kugel vermutlich bis in die Stadt rollt, wenn man sie nicht aufhält. Na Klasse – aber der Platz ist wenigstens einigermaßen trocken, das hat doch was.
Was soll man anderes erwarten: Alles was einigermaßen gut gelegt wird, fällt den sicheren Schüssen des Deutschen Tireur-Meisters 2007 zum Opfer. Nach dem Zwischenstand von 0:7 sieht Eberhard schon ‚Fanny‘ hinter dem Bauzaun um die russische Kapelle hervorschauen. Aber dann entschließen wir uns, mit gutem Legen doch noch drei Punkte zu ergattern. Wir sind zufrieden, denn es gilt noch immer, wie schon an anderer Stelle einmal angemerkt: In welcher anderen Sportart hat man schon mal die Gelegenheit, als Gelegenheitsspieler in einem Wettkampf gegen einen amtierenden Deutschen Meister anzutreten? Das macht nahezu jede Lehrstunde nicht nur erträglich sondern auch noch lehrreich. Herzlichen Glückwunsch an Euch und nett ward Ihr auch – war schön, mit Euch zu spielen.
Die im optimistischen Wetterbericht angekündigte Sonne lässt genauso auf sich warten, wie unser erster Sieg. In der zweiten Runde werden wir kurz und bündig von einem Team aus dem Saarland abgefertigt. Nun ja, D-Turnier – da haben wir für den Rest der Saison durchaus noch Platz nach oben. Die Cadrage bringt dann den ersten Sieg. Aber nach der Auslosung der nächste Dämpfer: Es geht gegen den Sieger aus der Partie Holger Gimpel / Sabine Wagener aus Dreieichenhain gegen Kader Amrane / Frank Lückert – gleich noch ein Deutscher Meister (Triplette) und den hessischen Ranglistenersten. Was suchen die beiden eigentlich im D-Turnier?? Da die Partie noch läuft gehen wir hin – man kann ja wenigstens mal den nächsten Gegner ein wenig studieren, auch wenn das vermutlich wenig nützt. Aber dann kommt die Überraschung: Sabine und Holger gewinnen! Kurze Kaffeepause und dann dürfen wir ran. Irgendwie hatten wir auch nach dem Ende der Partie den Eindruck, hier wäre mehr drin gewesen. Aber wir waren zu wenig präzise, während Sabine traumhaft sicher legte. So haben wir dann doch zu Recht verloren. Herzlichen Glückwunsch!
Reiner und Gerhard waren zu diesem Zeitpunkt schon unterwegs auf dem Heimweg „In den sonnigen Rheingau“, wie sie zum Abschied uns langsam frierenden Spielern zuriefen. Naja – wer’s glaubt – aber immer einen frozzelnden Spruch auf den Lippen. Wir schauen noch bei einigen Partien der nächsten Runde hinein und erleben weitere überraschende Endstationen nahmhafter Spieler. Bei diesem Wetter ist allerdings Alles möglich. Wir wissen nicht, wer in den einzelnen Gruppen gewonnen hat – aber jede Mannschaft, die bis ins Finale kam, hatte an diesem Tag den Sieg verdient, weil unter diesen Umständen sie alleine für das Durchhaltevermögen bereits einen Preis verdient hatten. Für uns war jedenfalls nach dem Viertelfinale Schluss – wir waren einfach zu sehr durchgefroren.
Also, auf in den Rheingau und vielleicht noch was Leckeres beim Italiener essen. Doch welche Überraschung auf dem Heimweg: Direkt über dem Main bei Hochheim, hier beginnt zumindest vinologisch der Rheingau, empfängt uns strahlender Sonnenschein. Und der begleitet uns bis vor die Haustür. Doch beim Sonnenuntergang vor Schloss Johannisberg zeigt das Thermometer glatte 0,0 Grad – auch nicht wärmer als in Darmstadt. Das war Ostern 2008 – machen wir einfach einen Haken dran.
Die Turnierleitung der Wilde 13 Darmstadt hat nicht nur gute Arbeit bei der Turnierorganisation geleistet, sondern die Ergebnisse auch schnell ins Internet gebracht. Bravo!Gewonnen haben in Darmstadt diesmal die schon erwähnten Hans-Joachim Neu und Harry Kadouma.