Aus Sicht der Rheingauer Bouler erlebte das 3. Dauborner Turnier eine besondere Premiere: Das erste Finale eines Bouleturniers mit zwei Teams aus dem Rheingau – das Wallufer DFK-Turnier lassen wir bei dieser Betrachtung einfach mal außen vor. Aber vielleicht sollten wir die Geschichte dieses tollen Erfolgs von Anfang an erzählen.
Boulespieler, insbesondere jene, die Turniere auch außerhalb des Rheingau spielen wollen, müssen früh aufstehen und außerdem eine gute Kondition haben. Um 8:30 Uhr Start im Rheingau, um beim Einschreibeschluss um 9:30 Uhr pünktlich vor Ort in Dauborn zu sein. Am Abend trifft man, nachdem man auch die letzte Kugel des Finals und die Siegerehrung miterlebt hat, um 21:30 Uhr wieder im Rheingau ein – das sind 13 Stunden. Boule ist halt doch etwas für Verrückte – aber dafür schreibt der Boulesport auch wunderschöne Geschichten.
Vier Teams des Boule Club Rheingau waren für das Dauborner Turnier angemeldet. Dazu kamen noch zwei Teams der TG Winkel und Bianca war auf gut Glück als Einzelspielerin mitgefahren. 13 Spielerinnen und Spieler aus dem Rheingau – das war schon eine kleine Invasion in Dauborn. Insgesamt hatten diesmal 31 Teams gemeldet und alle waren trotz unbeständiger Wetterprognosen auch gekommen. Damit war aber auch die Kapazität des Platzes in Dauborn absolut erschöpft. Aber wie üblich und dem häufigen Dauborn-Gast sehr vertraut, hatten die Dauborner Boulefreunde Platz und Umfeld bestens vorbereitet. So erwarten uns schon vor dem Warmspielen Kaffee und belegte Brötchen. Einfach schön!
Bianca hatte leider Pech – da alle gemeldeten Formationen komplett antraten, war ein Mitspielen leider nicht möglich. Möglicherweise ist das einer Semesterarbeit gut bekommen. Inge und Walter hatten einen äußerst schwachen Tag erwischt – einer von denen, an dem man besser gleich im Bett bleibt. Alle drei Spiele der Vorrunde wurden verloren. Und wenn der Gegner nicht besser war, dann halfen die beiden, indem Sie eigene Punkte zunichte machten und dem Gegner Punkte zuschoben. Wie heißt der oft zitierte Spruch: Erst kein Glück und dann kam noch Pech dazu. So landete man im C-Turnier beim Spiel um zwei Flaschen „Dauborner Korn“. In der ersten KO-Runde traf man auch noch gleich auf Benno und Marcel von der TG Winkel – als hätte es Benno schon vorher geahnt. Dies war dann das einzige Spiel, das Inge und Walter für sich entscheiden konnten. Gegen Renate und Pollux vom heimischen TV Dauborn war dann in der nächsten Runde bereits Schluss. Schade, man hätte sich ein besseres Abschneiden gewünscht.
Die drei anderen Teams waren deutlich besser drauf. Christel und Eberhard konnten sogar ihre Vorrundengruppe klar gewinnen und qualifizierten sich in der Zwischenrunde gegen Moni und Gerhard von der TG Winkel – noch ein Rheingauer Duell – für die A-Finalrunde. Dort war allerdings in der nächsten Runde gegen die uns gut bekannte und freundlich zugeneigte Gisela Meller aus Raunheim mit ihrer Dauborner Partnerin Tina Faxel Endstation. Gisela hat sich inzwischen zu einer prächtigen und sicheren Schießerin entwickelt, was in der ersten Partie des Tages auch schon Inge und Walter zu spüren bekamen. Aber Viertelfinale A, damit ein 5. Platz und ein kleines Preisgeld sind für Christel und Eberhard ein schöner Erfolg.
Zwei weitere Teams des Boule Club RHEINGAU hatten sich still und leise ebenfalls für die A-Finalrunde qualifiziert. Steffen und Reiner (Sohn und Vater) hatten in der 1. Spielrunde am Morgen noch ein „technisches Fanny“ (nach 2:0 Führung eine 2 : 13 Niederlage) kassiert, dann aber zu ihrer Form gefunden und ganz sicher das Halbfinale A erreicht. Noch sicherer waren Klaus und Johann, unser Duo „JägerMarsch“ ins Halbfinale A marschiert. Beide kamen nicht gegeneinander und so wuchsen erste Träumereien von einem reinen Rheingauer Finale. Aber bis dahin musste erst mal das Halbfinale gespielt und gewonnen werden.
Reiner und Steffen mussten gegen Tina und Gisela spielen. Es fing ganz zäh an – ein Punkt hier und ein Punkt da. Keiner ließ den anderen enteilen. Erst beim Stand von 6:6 gelang den beiden Rheingauern ein größerer Punktgewinn und dann ging es recht schnell: die erste Rheingauer Formation stand nach überzeugendem Spiel gegen ein ganz starkes Frauenteam im Finale.
Bei Klaus und Johann lief es genau umgekehrt. Gegen Maria und Reiner aus Feldkirchen bei Neuwied führten sie schnell mit 5:0. War es ein Aufbäumen des Gegners oder zu defensives Spiel? Die Feldkirchener Formation mit einem ganz spielstarken Reiner holte Punkt um Punkt auf, verkürzte den Abstand und ging sogar mit 11 : 9 in Führung. Aber nun zeigten die Rheingauer Nervenstärke. Eine 10 cm neben dem Schwein liegende Kugel liegt einfach nicht nah genug dran – so meinte jedenfalls Johann und quetscht seine Kugel noch dazwischen. Beim Stand von 12:12 – beide Teams verlangten sich und den Zuschauern alles ab – hatten dann Klaus und Johann das bessere Ende für sich. Beide Teams beglückwünschten sich gegenseitig für ein starkes und spannendes Spiel, was auch einige Zuschauer den Spielern gegenüber zum Ausdruck brachten – aufrichtige Gratulation an alle vier Beteiligten. Damit war es aber perfekt: Das erste Rheingauer Finale in einem Bouleturnier.
Inzwischen war es nicht nur spät sondern auch empfindlich kalt geworden. Etwas paradox, aber in der Kälte schmolzen die Chancen der von vielen Seiten gewetteten Favoriten Reiner und Steffen förmlich dahin. Man merkte schon zu Anfang, dass die Präzision beim Schuß nicht mehr in der zuvor gesehenen Form vorhanden war. Anders bei Johann, der in der 2. Aufnahme einen unglaublichen und von allen Zuschauern mit lautem Hallo gefeierten Kunstschuss produzierte. Etwa 10-12 cm links vom Schwein lag eine Kugel von Steffen. Schräg davor, etwa in der Mitte zwischen Schwein und Steffens Kugel eine Kugel von Klaus. Johann schießt und trifft – jeder kennt diese Situation – die vordere eigene Kugel. Ein Stöhnen im Zuschauerkreis. Die getroffene Kugel fliegt schnurgerade nach hinten durch den Zwischenraum zwischen Schwein und Steffens Kugel – aber man traut den Augen kaum: Zwischen beiden liegt nun Johanns Schusskugel und hat den Punkt. Lauter Jubel aller und Johanns trockener Kommentar: „Um mit einem carreau sur place den Punkt zu machen, musste ich doch Klaus‘ Kugel entsorgen“ ! Ja, so ist Boule!
Von der Euphorie dieser Aufnahme getragen, marschierten Klaus und Johann zu einem sicheren 13 : 5 Sieg. Die Freude war groß und es gab nicht wirklich einen Verlierer in dieser Partie. Die Freude über das tolle Turnier in Dauborn, die prima Spiele und das besondere Finale war einfach zu groß. Dem setzte Klaus vor der Siegerehrung noch einen drauf, indem er den von ihm getexteten Jägermarsch vortrug – großartig und zur hellen Begeisterung aller, die noch bis zu Siegerehrung geblieben waren. Die einmalige Präsentation wurde per Video festgehalten und hier könnt ihr den Videofilm abspielen (ca. 5,5 MB im Format mpeg4).
Hier und jetzt sei allen Spielerinnen und Spielern gedankt für ein tolles Turnier bei recht durchwachsenem Wetter. Ständiges An- und Ausziehen wärmender und wasserdichter Bekleidung hielt ebenso in Schwung wie die Spiele selbst. Dank aber auch an die Organisatoren und Helfer, die immer freundlich mit Getränken, Kuchen und Gegrilltem dafür sorgten, dass niemend verhungerte oder verdurstete. Danke und im nächsten Jahr zum 4. Dauborner Turnier gerne wieder.