Für den Donnerstag stand ein ganz besonderer Programmpunkt auf der Agenda. Steffen Kitzmann, der mit Hilfe eines Sponsorenbeitrages kostenlos an dieser Fahrt in die Provence teilnehmen konnte, war zusammen mit seinem „Spezi“ Marcel Böhm aus Münster-Sarmsheim, mit dem er bereits einige Jugendturniere erfolgreich gespielt hat, zu einer Überraschung nach Caromb eingeladen. Beide machten sich schon seit Wochen Gedanken, was sie dort erwarten würde. Begleitet vom Tross der Mitfahrer machte man sich auf den Weg nach Caromb, etwa 12 km von Malaucène entfernt. Am Ende des Orts bog man ein in Richtung eines Sportgeländes mit mehreren Tennisplätzen. Hier wurden die Autos abgestellt und nach der nächsten Ecke erwartete uns ein großes Boulodrome. 64 Plätze, hier in der Provence keine Seltenheit, selbst in kleineren Orten – dazu neben den eigentlichen Spielbahnen noch einige durchaus ordentliche „Reserveplätze“.
Sollte hier heute, wie die Beiden schon vermutet hatten, doch noch ein Turnier stattfinden? Aber warum die Geheimnistuerei? Dann kamen Sebastien und Christophe, zwei Top-Spieler aus der Region, die Walter über Klaus Mohr für eine exklusive Trainingseinheit für Steffen und Marcel organisiert hatte. Beide sind Top-Spieler und werden in der Saison 2011 in Deutschland in der Pétanque-Bundesliga für den BC Tromm spielen – es sieht so aus, als wolle man dort unbedingt Deutscher Meister werden.
Die Überraschung war geglückt. Gerhild betätigte sich als Dolmetscherin und erklärte das Programm des Vormittags. Als erste Einheit stand ein Spiel zwischen Sebastien und Christophe gegen Steffen und Marcel an. Ziel des Spiels war, zu erkennen, über welchen Stand beide verfügen und wo etwas zu verbessern sei. Dieses Spiel war eine Demonstration in der sich aber unsere beiden Junioren durchaus wacker schlugen. Bei den Zuschauern verbreitete sich Bewunderung und Staunen.
Anschließend folgten einige Trainingseinheiten, bei denen jeder unserer beiden Jungs sozusagen seinen privaten Trainer hatte. Hochportée, Effet, Schüsse und taktische Übungen und einiges mehr. In ca. 3 Stunden wurde ein überaus anspruchsvolles und auch anstrengendes Programm abgespult, bei dem Steffen und Marcel wacker mithielten. Das Trainingsprogramm fand auch zunehmend Zuschauer aus dem Kreis der Rheingauer Mitfahrer. Und wie bemerkte Johann: Vieles von dem, was hier trainiert wurde, hat unser „Trainer“ aus Malaucène mitgebracht und in dem vergangenen beiden Jahren mit uns trainiert. Sowohl bei den Jungs als auch bei den verfolgenden Zuschauern verfestigte sich die Erkenntnis: Ohne Fleiß kein Preis! Selbst diese Top-Spieler trainieren jeden Tag, obwohl – und da ist Frankreich halt anders gestrickt als Deutschland – auch noch jeden Tag am Nachmittag irgendwo Turniere stattfinden. Also Trainieren und Spielen – aber nicht Spielen als Training. So vermittelte Sebastien in seiner Einheit: Spielen mit Effet – erste eine viertel Stunde links herum, dann eine viertel Stunde rechts herum und zur „Auflockerung“ noch eine viertel Stunde Hochportée.
Vermittelt wurde auch, dass es für jedes Problem mehrere Lösungen gibt. Bezüglich der anzuwendenden Technik bei der Lösung eines Problems gilt es, die Technik zu perfektionieren, die man bereits recht gut kann, alles Andere aber immer wieder mal zu üben. Und dann der wichtigste Teil beim Boulespiel: vom ersten bis zum letzten Augenblick einer Partie oder eines Turniers: Concentration, Concentration, Concentration!
Am Ende der Trainingeinheiten ein großes Lob von Sebastien für Steffen und Marcel: Technisch sind beide bereits sehr gut – viel mehr kann er ihnen auch nicht beibringen. Aber beide müssen in Ihren Aktionen durch stetiges Üben einfach noch sicherer und im Ergebnis konstanter werden. Und es muss, um wirklich außergewöhnlich erfolgreich zu werden, absolute Konzentration und Widerstandsfähigkeit gegenüber jeglicher Art von Ablenkung hinzu kommen.
Den Abschluss bildete dann eine Partie der Trainingsformationen: Christophe und Marcel gegen Sebastien und Steffen. Das Ergebnis ist eher unwichtig – es wurde den Zuschauern eine hochinteressante und unterhaltsame Partie geboten. Zum Abschluss bedankte sich Walter im Namen des Boule Club RHEINGAU mit einer Spezial Edition des Sektes aus der Rüdesheimer Weinkellerei. Besonderer Dank galt nach diesem Vormittag Gerhild, die als Übersetzerin einen ganz wesentlichen Anteil am Gelingen dieser Überraschung hatte. Herzlichen Dank Gerhild.
Diese Überraschung war wirklich gelungen und ein Beispiel für die Jugendförderung à la Boule Club RHEINGAU.