Schlangenbad: Ein sehr schöner neuer Bouleplatz

Gerda Abadi-Fard, Residenzleiterin Residenz & Hotel 'Am Kurpark' in Schlangenbad überreicht den Siegern des 1. Schlangenbader Bouleturniers, Ellen und Eberhard Hucke, einen Gutschein für die Fahrt mit einem Bentley-Oldtimer mit Chauffeur durch den Rheingau. Viel Spaß dabei. Schlangenbad? Ist das nicht das kleine, etwas verschlafen wirkende Städtchen links der Staße vom Rheingau nach Bad Schwalbach? Ja, Schlangenbad hat ein Problem – das wurde am Samstag beim „Richtfest“ zum ersten Bauabschnitt des Stadtumbauprojekts im Rahmen des Förderungsprogramms „Stadtumbau in Hessen“ von den anwesenden Amtsträgern auch deutlich gesagt. Der Wandel im Kur- und Gesund-heitswesen, eine Bevölkerung, die zunehmend älter und multikultureller wird, eine nicht mehr auf Wachstum ausgelegte Einwohnerzahl – vielleicht aber auch der verbreitete Wunsch, alles doch bitte so zu belassen, wie es ist und schon gar nicht so viel von diesem neumodischen Kram einzuführen; die Folgen all dessen sind in Schlangenbad anhand von offensichtlichen Leerständen bei Hotels, Cafés und Geschäften zu besichtigen. Diesen etwas morbiden Charme abzuschütteln, galt es etwas zu tun und in Schlangenbad hat man konkret begonnen, etwas zu tun.

Vor einigen Wochen wurde ich angesprochen, ob wir vom Boule Club RHEINGAU zur Einweihung eines neuen Bouleplatzes in Schlangenbad nicht etwas beitragen könnten, z.B. in Form der Ausrichtung eines Bouleturniers. „Immer gerne, aber vorher möchte ich mich einmal über die Gegebenheiten vor Ort informieren.“ Ich erhielt vom zuständigen Projektbüro einen Plan für die Umbaumaßnahmen im Kurpark, in dem auch die angesprochene Boulebahn eingezeichnet war.  Mein Erschrecken war abgrundtief. Auf dem Plan fand sich in einem mit „Boulefeld“ bezeichneten Areal das „typisch teutsche Rechteck“ von 15 x 4 m, ordentlich bezeichnet mit „Wassergebundene Wegedecke – Boule / Petanque-Platz in Turniergröße“. Daneben zwei Sitzbänke und das Ganze umrahmt von einer Staudenpflanzung. Ich konnte es nicht fassen und bitte die planenden Landschaftsarchitekten um Entschuldigung, wenn ich ihnen mit dieser Schilderung ein wenig zu heftig auf die Füße trete.

Ich habe mich dann trotzdem aufgemacht nach Schlangenbad nach dem Motto: Man soll nicht über etwas reden, bevor man es gesehen hat. Zugegeben, hätte ich den Plan nicht gehabt, hätte ich auch nichts gesehen, denn es war an diesem 16. September auch noch nichts da und am 9. Oktober sollte bereits Einweihung sein. Wie soll denn das gehen? Ich habe mich dann hingesetzt und all meine Bedenken in einer eMail an den netten Herrn vom Planungsbüro zusammengeschrieben. Dabei war es leicht, mich auf all meine Empfehlungen zur Anlage eines Bouleplatzes anlässlich meines Vortrags bei der DGGL-Jahrestagung in Heuchelheim im vergangenen Jahr zu beziehen. Auf einer solchen Einzelbahn ein „Turnier“ zu veranstalten läuft dann eher darauf hinaus, den zum Sieger zu erklären, der am geduldigsten auf eine Spielmöglichkeit wartet. Ja, ich war frustriert und das hat man gemerkt.

Als nächstes hörte ich, dass jemand anderes die Turnierleitung übernehme, dass wir aber gerne als Teilnehmer gesehen wären. Gerne, warum nicht. Wenige Tage vor dem vorgesehenen Eröffnungtermin wollte ich mich noch einmal informieren, wie weit denn die Sache inzwischen fortgeschritten sei. Auf dem Weg dort hin habe ich mir am Kloster Tiefenthal ein teures Passfoto eingefangen (roter Blitz nach einem komischen Schild mit einer „60“ drin), was mich aber nicht gehindert hat, einen kleinen Entspannungsspaziergang durch den Kurpark von Schlangenbad zu machen. Diesmal machten die Arbeiter der GaLaBauFirma gerade mal keine Pause und waren wirklich an dem „Boulefeld“ zugange – aber richtig erkennen konnte man das was werden sollte noch nicht. Na denn man tau – so würde es wohl der Norddeutsche ausdrücken. Soviel zur Vorgeschichte, die vielleicht für den Einen oder Anderen auch mal ganz interessante Einblicke bietet.

Am Samstag nun sollte der große Tag steigen. Inge und ich packten unsere Fahrräder aufs Auto, um außerhalb Schlangenbads zu parken und den Rest mit dem Rad zu fahren. Verabredet hatten wir uns mit Ellen und Eberhard, um gemeinsam die Fahne des Boule Club RHEINGAU bei dieser Einweihung hoch zu halten. Gegen Mittag waren wir vor Ort und es war noch nicht wirklich viel los. Aber das Wetter war phantastisch und so beschlossen wir, uns einmal das Objekt unseres Hierseins näher zu betrachten. Offen gestanden: Wir waren platt! POSITIV! Da hatte sich doch wirklich etwas getan. Nichts zu sehen von 15 x 4 m. Eine große Fläche mit ca. 17 x 10 m, am Ende schräg abfallend zum vorbeiführenden Weg. Die Umrandung dezent in schmalen Bordsteinen randgleich mit dem Belag ausgeführt. Das Ganze mit edlem Kalksplitt belegt, der in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nur mit der Rüttelplatte einigermaßen fest gemacht werden konnte. Es war für mich kaum zu fassen: Hier war ein wirklich perfekter kleiner Bouleplatz – wohlgemerkt: ein Bouleplatz, kein Boulefeld – entstanden. Einfach KLASSE. Ich weiß nicht, wann die Planer etwas gelernt haben, das ist auch völlig egal. Das Ergebnis zählt und dafür gibt es nahezu uneingeschränktes Lob. DANKE für einen schönen Bouleplatz in einem sehr schönen Umfeld – wir werden ihm in unseren Nutzungsgepflogenheiten gerne den gebührenden Platz einräumen uind wir werden ihn in Kürze in unsere Beschreibung der Spielstätten im Rheingau aufnehmen, wobei wir Schlangenbad einfach mal als „Gemeinde im Rheingau h.c.“ werten.

Nach so viel Lob für Platz und Planer nun zum Turnier. Bürgermeister Michael Schlepper und sein Amtskollege  Martin Hußmann aus Bad Schwalbach konnten nicht nur den zuständigen Regierungspräsidenten Johannes Baron zum Kurparkfest und zur Einweihung des Bouleplatzes begrüßen, sondern sie spielten mit ihm auch das Eröffnungsspiel. Zwei gegen Einen – etwas ungewöhnlich, genauso wie die gezeigten Spieltechniken auf dem spiegelglatt gerüttelten Untergrund, der extrem hohe technische Anforderungen stellte, um das Bestreben der Kugeln zu unendlichem Rollen einigermaßen im Griff zu halten. Irgendwie endete dieses Spiel dann doch 13 : 12 für den Regierungspräsidenten und alle hatten ihre Freude an diesem lockeren Spiel. Auch das ist Boule und so soll es auch sein.
Der zuständige Projektmanager Reiner Meysel und Turnierleiter Knut Gitter versuchen, gegen die von Inge stark gelegten Kugeln zu punkten. Das sieht aber doch schon ganz entspannt aus bei Reiner - oder? Danach wurde es dann Ernst – in Maßen. Knut Gitter von den BaasBlockBoulern in Darmstadt begrüßte als Turnierleiter acht Teams, darunter neben den schon erwähnten als weiteres Mitglied des Boule Club RHEINGAU noch Johann Marsch, der leider im Rheingauer Weinlese-Stau hängen geblieben war. Schnell war Einigkeit darüber erzielt, dass man ein klassisches A-B-KO Turnier spielen wollte. Auf meine Anregung hin haben wir uns dann verständigt, quer zur vorgegebenen Richtung des Platzes zu spielen. Auf diese Weise können leicht fünf Spiele nebeneinander gespielt werden und eine Spielfeldlänge von 10 m ist in diesem Fall auch mal ausreichend. Schon flogen die ersten Kugeln und man hatte sich an den anfangs extrem schnellen Platz zu gewöhnen. „Profis“, wie manche anmerkten, waren hier natürlich schon im Vorteil, weil sie über eine ausreichend breite Palette an technischen Möglichkeiten verfügten, um mit diesen Gegebenheiten einfach besser zurecht zu kommen. Inge und Walter trafen nach ihrem Auftaktsieg in der zweiten Spielrunde auf Knut, den Turnierleiter, einen erfahrenen Spieler aus Darmstadt und Reiner Meysel, den verantwortlichen Projektmanager vom federführenden Büro Rittmannsperger Architekten GmbH in Darmstadt. Bemerkenswert: Reiner hatte, wie er offen eingestand, am vorhergegangenen Donnerstag zum ersten Mal Boulekugeln in der Hand und bei Knut einen kleinen Crash-Kurs gemacht. Dafür, alle Achtung, spielte er doch manche wirklich taffe Kugel. Letzlich behielt dann aber das erfahrenere Team die Oberhand und so trafen sich Inge und Walter mit Ellen und Eberhard zur einem rein clubinternen Finale. Inzwischen hatte Reiner übrigens zur Überraschung aller Anwesenden verkündet, dass es bei der anschließenden Siegerehrung dank großherziger Sponsoren interessante Geld- und Sachpreise für die Sieger geben sollte. Alle Achtung: Nach so viel Spaß auch noch eine schöne Belohnung.

Das Finale verlief sehr ausgeglichen mit einem Punkt hier und einem Punkt dort bis zum Stand 6 : 5 für Ellen und Eberhard. Eine Chaosaufnahme von Inge und Walter und ein 5-er-Pack für Ellen und Eberhard brachte die Partie dann dem Ende schnell näher. Letztlich siegte das an diesem Tag bessere Team verdient mit 13 : 6. Herzlichen Glückwunsch an Ellen und Eberhard.

Mit dem Bentley im Hintergrund werden Ellen und Eberhard bei hoffentlich herrlichem Herbstwetter durch den Rheingau chauffiert. Das ist doch mal ein besonderer Siegerpreis. Zur Siegerehrung und zu den Preisen, die wirklich opulent waren: 270 € als Geldpreise für die drei Erstplatzierten und den Sieger des B-Turniers gestiftet von der kwb – Kommunale Wohnungsbaugesellschaft Rheingau-Taunus in Bad Schwalbach. Dazu Eintrittskarten für das Thermalbad in Schlangenbad für den 2. Platz. Ein ganz besonderes Schmankerl erwartet Ellen und Eberhard:  Gestiftet vom Residenz-Hotel-Schlangenbad  und überreicht von der Residenzleiterin Gerda Abadi-Fard erwartet sie eine einstündige Tour mit einem Oldtimer-Bentley mit Chauffeur durch den Rheingau. Ich habe mich schon als Nummernschildputzer angeboten und ins Gespräch gebracht. Ein toller Preis und wir wünschen Euch dabei viel Spaß.

So haben wir an diesem Samstag nicht nur einen sehr schönen Tag erlebt – auch das Wetter spielte prima mit – sondern wir haben auch viel Interessantes erfahren und erlebt: Zuerst und als Wichtigstes erkennen wir, dass sich Manches doch noch zum Guten wendet und am Ende sind alle wirklich rundum zufrieden. Wir haben auch gelernt, dass es in Darmstadt neben der Wilden 13 einen weiteren, offensichtlich aber viel ruhigeren Bouleclub gibt: die BaasBlockBouler. Mit Reiner Meysel haben wir einen ausgesprochen sympatischen und kompetenten Planer kennen gelernt und ich hoffe, dass wir auch weiterhin im Gespräch bleiben. Zu einem Kontakt mit den beiden Bürgermeistern und dem Regierungspräsidenten ist es leider nicht gekommen – schade. In Frau Abadi-Fard ist uns eine Managerin mit Ideen und Dynamik begegnet, die wir mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen haben. Wir haben schon direkt im Anschluss einige Ideen entwickelt, wie man diesen schönen neuen Platz nach dem Motto „schmiede das Eisen solange es warm ist“ beleben und in unsere Aktivitäten einbinden kann. Wenn es nun noch gelingt, im Umfeld Unterstützer für das Projekt zu finden, kann es nur gut gehen. So hoffen wir auf Benno, unseren Mitbouler aus dem Schlangenbader Ortsteil Bärstadt, als möglichen Paten für diesen schönen Bouleplatz. Und nicht zuletzt hoffen wir auf die Betreiber des Café Walz direkt neben dem Bouleplatz. Mögen Sie die Chancen, die mit diesem Platz unmittelbar vor der Terrasse verbunden sind nutzen – durch Bereitstellung von Leih-Kugeln für Gäste, den Service mit Getränken und kleinen Speisen für die Spielerinnen und Spieler und der Bereitstellung der unabdingbar notwendigen Toilettennutzung. Wir würden uns freuen und wir können versprechen: Es wird eine Win-Win-Situation zu beiderseitigem Nutzen.

Vielleicht sehen wir uns gelegentlich in Schlangenbad – wir werden uns mit den Verantwortlichen in Schlangenbad abstimmen und auf dieser Seite informieren, wenn wir etwas Konkretes vorhaben. Bis dann.