Der Boule Club RHEINGAU hatte vorbereitet und eingeladen: Ein Bouleevent für Jugendliche sollte den Boule- / Pétanque-Sport von einer eher ungewohnten Seite zeigen. Gemeinhin wird dieser Sport eher mit Begriffen wie „Freizeitbeschäftigung für Senioren“, „ruhige Kugel“ oder auch „wie in Frankreich – dazu noch Rotwein und Käse“ verbunden. Diese Vorstellungen als weitgehend falsch zu entlarven, hatte der Boule Club RHEINGAU vier Jugendspieler der Top-Klasse aus dem Saarland und aus Hessen in den Rheingau eingeladen.
Manuel Strokosch (14) und Eric Barthel (15) sind Mitglieder des Jugendkaders Saarland – Manuel wurde sogar als Mitglied der deutschen Junioren-Nationalmannschaft Anfang August in Holland EM-Fünfter. Aus Hessen kam André Wagener (15) aus Dreieichenhain. Statt der angekündigten Jasmin Gimbel (14), die an diesen Tag bei der Deutschen Meisterschaft der Frauen startete, kam Ann-Katrin Weißbäcker aus Dieburg. Ann-Katrin ist erst 10 Jahre alt und bereits auf dem Sprung in den Hessen-Jugend-Kader.
Manuel und Eric eröffneten den Reigen mit einem Power-Tête-à-Tête (zwei Einzelspieler treten gegeneinander an). Die Zuschauer staunten über Geschwindigkeit und gelungene Spielzüge. Hoch-Portées, Schüsse mit Carreau oder auch Sauschüsse – alles wurde geboten. Wer mit den Begriffen noch nicht viel anfangen konnte, wurde durch fachkundige Kommentare von Walter Weishaupt aufgeklärt. Eine wesentliche Erkenntnis: Boulepartieen müssen nicht zwei Stunden dauern – manche sind auch schon nach 14 Minuten entschieden – hoch dynamisch und spannend.
Anschließend kam es zu einem Freundschaftsspiel zwischen Ann-Katrin und André aus Hessen und den Saarländern Manuel und Eric. Ann-Katrin konnte anfangs ihre Nervosität noch nicht ganz in den Griff bekommen und auch bei André machte sich bemerkbar, dass sich beide vorher nicht mit dem Platz vertraut machen konnten. Wenigstens die Fannyabwehr gelang. In der Revanche zeigte sich, dass beide inzwischen besser ins Spiel kamen und dass Sie über weite Strecken gut mithalten konnten. Letztlich setzte sich allerdings die größere Erfahrung der beiden Saarländer durch und sie gewannen auch die zweite Partie. Zwei Spiele in weniger als 45 Minuten – auch hier war viel Tempo im Spiel und langwierige Messungen, Geländeinspektionen oder Taktiküberlegungen gab es nicht. Mit einer Boule-Cap und einem Pétanquevideo wurden die jugendlichen Sportler für ihre tolle Vorstellung vom veranstaltenden Bouleclub belohnt.
Bei soviel sportlichen Spitzenleistungen kam ein wenig Enttäuschung auf, dass es nicht gelungen war, die eigentliche Zielgruppe dieser Veranstaltung, die 10- bis 15-Jährigen in größerer Zahl zum Besuch dieser Veranstaltung anzuregen. Trotz entsprechender Ankündigung in Schulen und in der örtlichen Presse hatten nur wenige Jugendliche den Weg an das Rheinufer in Mittelheim gefunden. Allerdings waren viele „Jugendliche im fortgeschrittenen Alter“ dabei und zeigten sich tief beeindruckt von den Leistungen der Junioren.
Aus dieser Situation machten die Veranstalter das Beste: Der abschließende Geschicklichkeits-wettbewerb mit drei interessanten Aufgaben wurde geöffnet für „alle Jugendlichen ab Jahrgang 1920“. Von diesem Angebot machten Viele Gebrauch und stellten dabei fest, wie schwer es doch ist, mit den Eisenkugeln auch nur halbwegs erfolgreich zu sein. Bei Aufgabe 1 waren mit Susanne van de Lücht, Agnes Bornheim und Susanne Ravaro noch die Erwachsenen vorn. Aufgabe 2 sah mit André Wagener und Vincent Schäfer bereits zwei Jugendliche vorn, ihnen folgte mit Monika Kitzmann eine erfahrenere Boulespielerin. Bei der anspruchs-vollsten Aufgabe 3 setzen sich mit Manuel Strokosch und Vincent Schäfer die Junioren eindeutig vor Ann-Katrins Vater Achim Weißbäcker durch.
Größte Überraschung und mit großer Freude von den Veranstaltern aufgenommen wurde der Gesamtsieg von Vincent Schäfer aus Kiedrich. Vincent, 10 Jahre alt und erst seit etwas mehr als einem Jahr beim Boulesport aktiv, sicherte sich den Gesamtsieg mit deutlichem Vorsprung sowohl vor den anderen, älteren Jugendlichen als auch vor den Erwachsenen. So hatten es sich die Veranstalter gedacht und waren über dies Ergebnis sehr glücklich. Vincent wurde, wie alle anderen Sieger mit süßen Preisen belohnt. Für ihn kamen neben dem Pétanquevideo auch noch zwei Kinokarten dazu – schließlich machen Kino und auch Boule erst richtig Spaß, wenn man es gemeinsam erlebt.
Am Ende der Veranstaltung gab es rundum viel Lob. Der Jugendwart des Hessischen Pétanque Verbands lobte den Ansatz der Rheingauer und machte Mut zu einer Fortsetzung des eingeschlagenen Wegs, auch wenn dem ersten Anlauf noch nicht der erhoffte Erfolg beschieden war. Hier ist ein langer Atem erforderlich und man wird nach weiteren Wegen suchen müssen, die Jugendlichen für diesen anspruchsvollen und begeisternden Sport zu gewinnen. Auch in Zukunft kann der Boule Club RHEINGAU für seine Jugendarbeit nach Aussagen des Geschäftsführers Karl-Heinz Behrens von der Vertriebsunion Meynen aus Eltville / Winkel auf Unterstützung dieses Sponsors rechnen. Nach diesen Erfahrungen beginnt die Zeit des kreativen Nachdenkens – jedenfalls wurden mit dieser Veranstaltung neue Unterstützer dieses Vorhabens gefunden. Auch das ist ein Erfolg der hoffnungsvoll stimmt.