„Boule im Rheingau“ beim DGGL-Kongress in Heuchelheim

Das Forum der Firma RINN bot ein hervorragendes Umfeld für den Kongress der DGGL DGGL – immer diese Abkürzungen, deren Langtext man sich kaum merken kann. In diesem Fall geht es noch: „Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur“ – klingt gut – oder? Diese DGGL jedenfalls hat heute einen Kongress zum Thema „Generations-übergreifende Freiraumangebote“ veranstaltet. Tagungsort war das Forum im Ideengarten des Betonsteinherstellers RINN in Heuchelheim bei Gießen – und der Boule Club RHEINGAU war dabei. Wie das? Was hat der Boule Club mit Betonsteinen zu tun oder gar mit Gartenkunst?

Nun ja, dann vielleicht doch eher mit „Generationsübergreifenden Freiraumangeboten“. Also, dass Boule im Freiraum stattfindet oder vielleicht auch einen Freiraum eröffnet, ist ziemlich unbestritten. Das Wort „generationsübergreifend“ ist eher noch eine Herausforderung als Wirklichkeit. So ist Steffen, abgesehen von seinem Talent für’s Boulespiel, wesentlich dafür verantwortlich, dass mit seinen 16 Lebensjahren der Altersdurchschnitt aller BCR-Mitglieder mit 57 Jahren unter der 60-Jahre-Grenze bleibt.  

Was ist das nun mit diesem Kongress? Auf Vermittlung von Gerhard Kress war ich eingeladen, unter dem Titel „Boulekonzept für den Rheingau – ein Angebot für alle Altersgruppen“ über das Projekt „Boule im Rheingau“ zu berichten. Aber der Reihe nach.

Zuerst habe ich gelernt, dass ich in der Terminologie der Fachplaner ein „Junger Alter“ (über 60) bin – dabei hielt ich mich doch bisher ganz unwissenschaftlich für einen etwas älteren Jungen. Ich habe dann kund getan, dass ich darüber und was das für mich bedeutet, in einer Spielpause bei einem der nächsten Turniere noch einmal nachdenken werde. Aber irgendwie muss man sich wohl damit abfinden, dass es eine Reihe von Leuten gibt, die mich und meine Altersgenossen ohne weitere Inaugenscheinnahme unter „Senioren“ einordnen. Aber, so wurde es in den Vorträgen deutlich, diese Senioren scheinen irgendwie widerspenstig. Lassen sie sich doch nicht so einfach für den soziologischen Hype eines generationsübergreifenden Freizeitangebotes vereinnahmen. Da wurden, so eine Untersuchung von Frau Prof. Dr. Grit Hottenträger von der Fachhochschule in Geisenheim, aufwendige Fitnessparcours mit teilweise futuristisch anmutenden Geräten in mehreren Städten installiert und – welche Überraschung – von den Senioren nicht im erwarteten Maß angenommen. Ähnliches war vor Wochen, vermutlich aufgrund der vorgenannten Studie, auch in der Tageszeitung (Wiesbadener Tagblatt / -Kurier und FAZ) zu lesen: Senioren finden kaum Gefallen an den integrierten Spielplätzen für Jung und Alt. Welch ein Aufwand und welch ernüchterndes Ergebnis.

Da kann das Bouleprojekt Rheingau in bescheidenem Rahmen durchaus größeren Erfolg nachweisen. Mit dem Zusammenfassen der Bouleaktivitäten im Rheingau, aber insbesondere mit den erfolgreichen Aktivitäten rund um die Boulebahn an der Fähre, können wir stolz auf ein gelungenes Projekt eines aktiven Freizeitangebotes nicht nur, aber auch für Senioren verweisen. Machen wir uns nichts vor: Auch wenn das Wort „Senioren“ den Einen oder die Andere schmerzen mag, so ganz taufrisch sind viele von uns nicht mehr – jedenfalls nicht nach den leider unerbittlichen Angaben in unserem Pass. Und wie die Statistiker und Planer das einordnen ist schon gesagt. Aber wir sind vermutlich die jüngsten Alten, die es je gab und wir sind aktiv und haben das Angebot „Boule“ aufgenommen und treiben es aktiv weiter. Es ist auch gelungen, den Kreis der Begeisterten auf die 40-er und 50-er auszuweiten – eine inzwischen zahlenmäßig starke Gruppe bei unseren Bouletreffs und ein ganz praktisches Stück altersübergreifendes Angebot. Mit der großen öffentlichen Wirkung des Bouleplatzes an der Fähre gelingt es auch, hin und wieder auch sehr junge Menschen (Beispiel Philipp) für das Spiel zu interessieren. Selbst die ganz Kleinen finden die glänzenden Metallkugeln faszinierend, auch wenn sie noch nicht so viel mit ihnen anfangen können. Aber, davon bin ich überzeugt, wir sind auf dem richtigen Weg und dann wird vielleicht eines Tages die häufig anzutreffende Einordnung des Boulespiels als Freizeitbeschäftigung ausschließlich für Senioren Vergangenheit sein. So war die Kernaussage in meinem Vortrag: Es braucht einen deutlichen Anstoß, eine einigermaßen passende Infrastruktur und einige glückliche Umstände, damit ein Projekt wie „Boule im Rheingau“ zum Erfolg wird. Ein wenig Planung und Engagement kann dabei nicht schaden.

Eins wurde mir an diesem Tag deutlich: Wir sind nicht jene, die sich in wissenschaftlich fundierten Umfragen dies oder jenes wünschen und dann, so steht nach den Nutzungszahlen zu vermuten, nicht hingehen, sondern wir haben ein Angebot aufgegriffen und sind aktiv. Dafür steht auch die Mitgliederstruktur: Von derzeit 27 Mitgliedern des Boule Club RHEINGAU sind 25 aktiv auf den Bouleplätzen im Rheingau zu finden. Und mehr noch: Wir packen nach dem Spiel unsere Kugeln nicht einfach ein und gehen nach Hause, sondern wir sitzen ab und an auch noch zusammen, sprechen über dies und jenes und versorgen uns gegenseitig mit manchen Köstlichkeiten. Schön ist das und gelebte Gemeinschaft. Auch dazu ist ein solcher Kongress nützlich: wieder einmal klar zu machen, dass wir es doch ganz gut getroffen haben. So war ich mit dem Kongress und meinem Vortrag zufrieden und ich kann allen, die an unserem Projekt Boule im Rheingau teilhaben, egal ob Mitglieder des Boule Club RHEINGAU oder nicht, nur bestätigen: Wir haben für uns und für die Gestaltung unserer Freizeit eine gute Entscheidung getroffen! Vielleicht sollten wir dieses Gefühl auch anderen vermitteln, die noch auf der Suche sind.

Für all jene, die am Konzept des Vortrags interessiert sind, hier eine Zusammenfassung der Präsentation als PDF-Datei.