Sonntagmorgen 7:30 Uhr – es hat in der Nacht geregnet, gerade hört es auf. Dazu ist die B48 im ganzen Alsenztal wegen einer Radfahrveranstaltung gesperrt. Die Verantwortlichen in Rockenhausen fragen sich, ob denn überhaupt eine akteptable Anzahl Teams den Weg zum Sommerturnier der Boulefreunde Le Cochonnet findet. Aber die Rheingauer haben sich schon mit zwei Mannschaften aufgemacht. Und Ute, die Navigationsdame im Autocockpit führt sie über Kirchheimbolanden und einige Land- und Kreisstraßen direkt zum Hintersteinerhof – unterwegs wurden noch Jens und Harry aufgegabelt, die gerade über den richtigen Weg beratschlagten. So traf man im Konvoi in dem wunderbar gelegenen Bouledrom ein. Die Begrüßung war herzlich – schließlich hatte man seit den Hallen-Winterturnieren oft Kontakt gehalten.
Der Morgen war frisch – aber inzwischen war es trocken. Beeindruckt zeigten sich die Gäste aus dem Rheingau – und sicher auch andere – von der Größe der Anlage in Rockenhausen und insbesondere von der Qualität und Vielfalt der Plätze. Die zentralen Spielfelder waren im Frühjahr neu hergerichtet worden, nachdem sie sich im Winter noch sehr weich und etwas abgenutzt präsentiert hatten. Wunderbare Plätze sind das geworden. Django und Jay-Jay nahmen die Einschreibebögen und das Startgeld entgegen – an den Verpflegungsständen war bereits lebhafter Betrieb und es hatte den Anschein, dass an diesem Tag niemand Hunger oder Durst leiden müsste. Pünktlich zum Aushang der ausgelosten Poules (4-er-Gruppen für die Vorrunde) ließ sich auch die Sonne über Rockenhausen blicken.
Es waren dann doch noch 54 Teams geworden, trotz der Bedenken und der Konkurrenz der attraktiven Turniere in München und Berlin. Die zeitgleich stattfindenden Saarlandmeisterschaften machten sich sicher auch bemerkbar. All das war aber vergessen, als es endlich losging. Die Rheingauer Grünhemden starteten sehr unterschiedlich ins Turnier. Für Inge und Eberhard war der Start offensichtlich zu früh. Nach zwei Niederlagen war man sicher im B-Turnier. Das ist die zweite Hälfte des Starterfelds nach der Vorrunde – allerdings in Rockenhausen auch mit einem noblen Preisgeld bedacht. Für Benno und Walter startete das Turnier mit einer Begegnung gegen die Winkeler Ligakonkurrenten von der SG Wilde 13 Darmstadt. Ein interessantes und spannendes Spiel zweier betont freundlich miteinender umgehender Teams fand in Martina Lohmer und Wolly Liemann durchaus glückliche Sieger. Doch bevor es soweit war, wurde viermal die Sau aus dem Spielfeld gejagt und die Rheingauer waren nicht zu bremsen, Gastgeschenke in Form von sechs Punkten zu machen. Weniger großzügig hätte es vielleicht in der ersten Runde zum Sieg gereicht. Die zweite Begegnung gegen das Ehepaar Binzel aus Kübelberg wurde klar gewonnen – also musste man mit nun ausgeglichenem Punktekonto in die Barrage, das ist das Entscheidungsspiel um den 2. und 3. Platz in der Gruppe. Da die beiden Darmstäder inzwischen auch gegen Doris Wendehake und Wolfgang Kraft aus Rüsselsheim gewonnen hatten, blieb auch die bei diesem Turniersystem ungeliebte Wiederholung einer Begegnung aus der ersten Runde aus. Auf der noch feuchten und weichen Bahn im Wald fanden sich Benno und Walter bestens zurecht. Gut gelegt und sicher geschossen – so sprang ein klarer Sieg für die Beiden heraus und damit die Qualifikation für das A-Turnier.
Mittagspause – man wartete auf die Auslosung der 1. KO-Runde bzw. der Cadrage. Während dieser Zeit beobachteten die Rheingauer Spieler mit wachsender Freude zwei Junioren aus dem saarländischen Kader. Eric (15) und Manuel (14) spielten ein virtuoses Blitz-Téte-à-Téte. Unglaublich, mit welcher Spielfreude, garniert mit vielen Kunststückchen und tollen Schüssen sowie großartigen Portées, die beiden eine wirklich kurzweilige und technisch hervorragende Unterhaltungsshow boten. Hier wurden Kontakte geknüpft, die man weiter verfolgen wird. Von wegen: Boule oder Pétanque ist ein Sport oder gar nur eine Freizeitbeschäftigung vorwiegend für alte Männer. Diese beiden haben demonstriert, was möglich wäre, wenn Jugendförderung noch konsequenter betrieben würde. Die Mitglieder des Boule Club RHEINGAU bleiben dran.
Als ob es Benno geahnt hätte: „Pass auf, wenn wir Pech haben, werden wir gegen die beiden gelost“. Ganz so schlimm kam es nicht – aber nur, weil Eric und Manuel nicht als Mannschaft zusammen im Turnier spielten. Aber man traf sich nach der Auslosung mit Manuel Strokosch auf der Bahn. Und als ob das allein nicht schon ausreichen würde, hatte er sich mit Harry Khadouma, einen auf dieser Webseite schon mehrfach genannten „alten Hasen“, als Verstärkung mitgebracht. Einerseits „Gute Nacht“ – aber andererseits bewundernswert, dass ein Spieler der so viel erreicht hat wie Harry, es sich offensichtlich regelmäßig zur Aufgabe macht, mit jungen Spielern solche Turniere zu besuchen. Durchaus nachahmenswert für manchen Spitzenspieler. Mit der Einstellung, hier durch Fannyvermeidung (zu-Null-Niederlage) Schadensbegrenzung zu betreiben, gingen Benno und Walter in diese Partie. Gleich vier Punkte in der ersten Aufnahme zu schlucken, schien die finstersten Befürchtungen zu bestätigen. Doch dann in der zweiten Aufnahme eine brilliante Kugel von Benno und nach erfolgreichem Schuß durch Manuel eine Zweite. Nun lief es für die beiden Spieler aus dem Saarland nicht mehr so gut und plötzlich waren alle Kugeln gelegt. Ein toller Sauschuss von Walter sorgte kurz für Unruhe am Verpflegungsstand – brachte den Rheingauern aber drei Punkte ein (noch drei Kugeln in der Hand und der Gegner war „leer“). Nur noch 3:4! Noch ein kurzer Freudentaumel beim Stand von 5:4 (man war sogar in Führung gegangen), dann musste man sich am Ende doch mit sechs Punkten der besseren Mannschaft geschlagen geben. Da war nichts zu machen – aber aus den schon erwähnten Gründen war die Gratulation für die Sieger überaus herzlich. Damit war aber für dieses Team aus dem Rheingau das Turnier beendet – immerhin ein 17. Platz, auch nicht schlecht.
Inge und Eberhard hatten sich inzwischen berappelt und holten in der Cadrage des B-Turniers den ersten Sieg. So mit neuem Selbstbewusstsein ausgestattet konnten sie auch im Achtelfinale des B-Turniers auf sehr schwierigem Terrain einen knappen Sieg landen. Im Viertelfinale war dann allerdings gegen Sandra Müller und Ulrich Becker aus Herxheim, wie es so schön heißt, kein Blumentopf zu gewinnen. Immerhin ein 5. Platz im B-Turnier, ein ordentliches Ergebnis beim ersten gemeinsamen Turnier.
Inzwischen hatte sich die Sonne doch entschlossen aus dem Sommerturnier in Rockenhausen eine Schönwetterveranstaltung zu machen. Auch Esther, die Vereinsvorsitzende und Django der Turnierleiter sowie die gesamte Crew der Boulefreunde strahlte inzwischen mit der Sonne um die Wette: eben „Sunshine Rock“. Auch die vier Rheingauer trugen mit farbenfrohen Trikots zur freundlichen Sunshineparty bei. Mit ihren Polos in „applegreen“ waren sie so sehr aufgefallen, dass einige glaubten, sehr viel mehr davon gesehen zu haben – waren aber definitiv nur vier. Und weil es grad so schön war, entschieden die Vier, sich auch noch Halbfinale und Endspiel anzusehen. Im Halbfinale drückten Sie natürlich die Daumen für ihre neuen „Freunde“ aus dem Saarland – Manuel und Harry. Nun ja, es lief nicht so gut für die beiden. Aber soweit man das sehen und hören konnte, war Manuel mit dem 3. Platz mehr als zufrieden. Glückwunsch und tolle Leistung. Aber auch mit dem Sieger dieser Partie und damit dem ersten Finalisten waren schnell Kontakte geknüpft. Das Team 28 mit Norbert Baran und Markus Bien hatte überzeugend gespielt und verdient gewonnen. Norbert, der inzwischen von Berlin nach Mainz umgezogen ist, wird uns möglicherweise demnächst mal im Rheingau besuchen – auf jeden Fall mal auf dieser Webseite schnuppern – herzlich willkommen Norbert.
Das Finale war dann auf schon spektakuläre Weise unspektakulär. Wer nicht rechtzeitig da war, sah nichts mehr vom Finale – so schnell ging es. Ottmar Bertram aus Groß-Gerau und Jürgen Puchner aus Karlsruhe kamen überhaupt nicht ins Spiel. Gleich fünf Punkte für Markus und Norbert in der ersten Aufnahme, weitere fünf Punkte nach der zweiten Aufnahme – unglaublich: Ruck-zuck 10:0! Ottmar und Jürgen holten dann in der dritten Aufnahme zwei Punkte – war das die Wende? Aber die Kombination aus Berlin und Essingen ließ keinen Zweifel aufkommen: weitere drei Punkte in der vierten Aufnahme und aus war das Finale. So geht es halt manchmal – ehe man sich versieht ist es schon aus.
So blieb uns nur noch eine herzliche Verabschiedung bei Esther, Hans, Django und der restlichen Crew in Rockenhausen. Eure Mühe hat sich gelohnt, denn es ist dann doch noch ein sehr schönes Sommerturnier geworden und wir freuen uns, vermutlich mit den restlichen 53 Teams, dass wir dazu auch ein wenig beitragen konnten.