Auf den Tag genau fünf Jahre war es her, dass Inge und Walter den Boulevirus nach Breklum in Schleswig-Holstein (20 km nördlich von Husum und schon nahe an der dänischen Grenze) brachten, so leitete Manfred Habenicht seine Begrüßung der Teilnehmer des 2. Sommerturniers der Geest-Bouler am 10. August 2013 ein. Was in diesen fünf Jahren aus einer spontanen Idee der beiden Rheingauer geworden ist, sprengt fast jede Vorstellungskraft. Damals, so erinnerte sich Manfred, öffneten Inge und Walter nach einer Fahradtagestour im Kreis befreundeter Paare in Nordfriesland (statt Berge gibt’s dort Gegenwind), am frühen Abend den Kofferraum ihres Autos und darin befanden sich viele Eisenkugeln. „Was macht Ihr denn damit?“ „Boule spielen und Ihr könnt gerne mitspielen, ein paar zusätzliche Kugeln haben wir immer dabei.“ Auf einem Gelände mit Hard-Core-Qualität im Hinterhof/Parkplatz der Pension Christiansen warfen Inga und Manfred ihre ersten Kugeln – wie oft am Anfang mit mehr oder weniger Erfolg. Helfende Hinweise führten direkt zu ersten Erfolgserlebnissen und an der Seite der beiden Erfahrenen in der Runde zu den ersten gewonnenen Spielen. Damit hatte der Boulevirus neue Opfer gefunden.
In den fünf Jahren seither haben Inga und Manfred in Breklum eine Boulesparte im Verein der SV Germania Breklum aufgebaut, die inzwischen nicht nur 30 aktive Mitglieder hat, sondern auch ein Spielgelände, das dem Besucher Erstaunen und Bewunderung abringt. Gerade wurde der erste Bouleplatz mit 8 Bahnen um einen zweiten Platz mit weiteren 5 Bahnen erweitert. Nach fünf Jahren Boule in Breklum wurde nun nicht nur der neue zweite Platz mit dem Sommerturnier eingeweiht, sondern in der Woche vor dem Turnier ein Boulekompaktkurs an drei Tagen mit 3 x 3 Stunden für 16 Mitglieder der Geest-Bouler (in zwei Gruppen zu je acht Teilnehmern vormittags und nachmittags) angeboten. Inge und Walter, mit Inga und Manfred nach wie vor in der Gruppe der „Pedaloboules“ einmal jährlich mit Radfahren und Boulespiel unterwegs, nutzten eine Urlaubswoche im hohen Norden Deutschlands, um in dem verabredeten Boulekurs wesentliche Grundlagen für ein erfolgreiches Spiel zu vermitteln.
Natürlich gab es auch schon vorher Boulespiel in der Gegend um Husum, aber wie so oft im kleinen Kreis und ohne dass eine breitere Öffentlichkeit davon Notiz nahm. Das besondere Verdienst der Geest-Bouler und namentlich von Inga und Manfred liegt darin, dass es Ihnen gelungen ist, über die Vereinsführung und den Bürgermeister, über die Gewerbetreibenden als Sponsoren und über viele engagierte Mitglieder für eine Entwicklung zu sorgen, die nicht nur innerhalb der Gemeinde sondern auch in die Nachbarorte ausstrahlt. Für Kinder, insbesondere Kleinkinder wurde in den vergangenen Jahren viel getan; lobenswert! Aber es ist nun auch einmal an der Zeit, etwas für die älteren Mitbürger zu tun – und nur neue Altenpflegeheime zu bauen setzt deutlich zu spät an. Boule, das gesellige Spiel zur Förderung der Kontakte untereinander, bringt nicht nur Bewegung in frischer Luft sondern fordert und fördert geistige Beweglichkeit, Koordination und Konzentration. Dass Boule aber nicht an Altersgrenzen gebunden ist, demonstriert Manfred in Kooperation mit der örtlichen Schule in einer einmal wöchentlich stattfindenden Trainingsstunde für Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 8 und 10 Jahren, die ausgesprochen erfolgreich läuft. Boule wird oft als Seniorensport wahrgenommen, so ganz falsch ist dieser Eindruck nicht, solange man die Eindrücke bei den lokalen Bouletreffs heranzieht, blickt man sich dagegen einmal bei den größeren Turnieren und im Bereich der Ligaspiele um, so wird ganz schnell klar, dass Pétanque (so bezeichnet man in Deutschland, in Anlehnung an die Bezeichnung der Sportart in Frankreich, das Boulespiel als Wettbewerbssport) durchaus ein Leistungssport mit erheblichen körperlichen und mentalen Anforderungen ist. Und wenn in den Bouletreffs der 8-jährige mit oder gegen den 80-jährigen spielt, so ist das ein Beleg für die übergreifende Integration dieser Sportart, die in der selbstverständlichen Integration von Menschen mit Behinderungen ihre logische Fortsetzung findet.
So wie für Walter dieser Boulekurs Teil und Fortsetzung seiner REHA-Bemühungen war, so wird das Boulespiel hoffentlich noch vielen Menschen der Altersklasse 50+ fester Bestandteil eines geselligen und mit viel Freude und Spaß erfüllten Lebens im Seniorenalter sein. Man kann nicht früh genug anfangen, sich damit vertraut zu machen und sich darauf vorzubereiten. Wenn man eines Tages nicht mehr schmerzfrei dem Tennisball oder dem Fußball hinterher rennen kann, dann sollte man eine Alternative für Bewegung und gesellige Kontakte vorbereitet haben. In diesem Sinne sind Boulekurse, wie jetzt in Beklum und aktuell wieder im Rheingau, ein wichtiges Angebot für eine Bereicherung des Alltags.