Rheingauer Bouler on Ice

Die Eisbahn auf dem Kerbeplatz in Winkel - beeindruckend und bestens geeignet für Eislaufen und für Eisstockschießen. Es geht doch noch was in Winkel! Auf dem neuen Kerbeplatz, auf dem man, wie man lesen konnte, nicht mal mehr ein Karussell aufstellen kann, steht seit Ende Januar eine Eisbahn. Perfekte Bedingungen zum Schlittschuhlaufen – leider m.E. bisher noch zu wenig genutzt. Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung kam es im Restaurant Terrané, direkt neben der Eisbahn, zu einer Begegnung mit Folgen: Joachim Eiser und Walter Weishaupt, beide von diesem neuen Angebot sehr angetan, kamen zu dem Schluss, dass Eislaufen für viele Ältere wohl kaum noch das Richtige sei – ausgenommen man betreibe diesen Sport schon lange und ständig. „Eisstockschießen“, das wäre doch ein attraktives Angebot auch für die älteren Semester. Zufällig war auch Alexander Stiel, Organisator des Eisbahnaufbaus, an diesem Abend im Restaurant und so wurden gleich im direkten Gespräch die Möglichkeiten eines Angebots besprochen. Eisstockschießen ist ähnlich wie Curling vom Grundgedanken mit dem Boulespiel verwandt. Insofern lag es nahe, die Boulespieler im Rheingau in  die Realisierung eines solchen Eissportangebots einzubeziehen.

Nur noch ein Tag bis zur offiziellen Eröffnung am Freitag. Und dann nur 2 1/2 Wochen Betrieb der Eisbahn – da hieß es schnell handeln. Noch am gleichen Abend nach Eisstöcken im Internet recherchiert, denn ohne Eisstöcke geht’s halt nicht. Dann ein erster Schock: 170 bis über 300 Euro kostet ein Eisstock – und man braucht für ein Spiel zweier Team acht Eisstöcke. Auch die Miete eines Satzes Eisstöcke beim Verleiher der Eisbahn kostet mehrere hundert Euro. Aber wo bekommt man so schnell Eisstöcke her? Die erste Idee, schon während des ersten Gesprächs: Bei der TG Winkel waren vor ca. 15 Jahren einmal Eisstöcke angeschafft worden, als man versuchte auf der dortigen Boulebahn eine Natureisbahn anzulegen. Das Projekt schlief später ein, weil der Aufwand für eine Natureisbahn einfach zu hoch war und der Rheingau ist auch temperaturmäßig kein alpiner Raum. Also ein Anruf beim Vereinsvorsitzenden Werner Freimuth: “ Gibt es die Eisstöcke noch und habt Ihr Interesse an diesem Projekt?“.

Zeitgleich gab es einen Hinweis, dass es in Stephanshausen einmal einen Verein für Eisstockschießen gegeben habe. Also recherchiert im Internet und bei Bekannten, wer dort die Ansprechpartner sein könnten. Nach einigen Telefonaten war klar: Der Verein ist inzwischen nicht mehr aktiv und die Eisstöcke (ca. 10 Stück) gehörten nicht dem Verein sondern waren von den Spielern privat angeschafft worden. Viele wollten ihren Eisstock aber als Erinnerungsstück behalten. Aber vielleicht könne man ja mal zusammen spielen. Eine schöne Idee, aber für das angedachte Projekt nicht weiterführend.

Nach einer Woche meldete sich Wolfgang Kober-Voss, Leiter der Bouleabteilung bei der TG Winkel, und vermeldete, dass man die Eisstöcke gefunden habe und dass sie noch in einem guten gebrauchsfähigen Zustand seien. Außerdem habe er inzwischen mit einem Mitarbeiter der Eisbahn gesprochen und dabei die Zusage bekommen, dass wir an einem Abend nach Ende der öffentlichen Eislaufzeit ab 20 Uhr auf der Eisbahn ein Match im Eisstockschießen austragen können. Schnell war der gestrige Mittwoch verabredet und so trafen sich kurz vor acht Uhr Boulespieler der TG Winkel und des Bouleclub RHEINGAU, um unter der Anleitung von Wolfgang sich miteinander im Eisstockschießen zu messen und sich an dem in unseren Breiten selten praktizierten Sport / Spiel zu erfreuen.

Das Ziel aller Versuche einsam auf dem Eis - die Daube, aber wenn sie getroffen wird, ist sie sehr viel schneller weit weg als die Sau beim Boulespiel. Wer Boule spielt, braucht keine langen Einweisungen in die Regeln, also wurde bald die Sau, die hier Daube heißt, in Position gebracht – ca. 20 m Entfernung zum Abwurfpunkt, also etwas weiter als beim Boulespiel. Nun ging es darum, den Eisstock so über das Eis gleiten zu lassen, dass er möglichst nahe am Ziel, der Daube, stehen bleibt – nicht einfach, der Stock auf dem Eis lief schneller und weiter als gedacht. So brauchte es einige Versuche, das richtige Gefühl für die Anschubgeschwindigkeit zu entwickeln. Schnell stellte sich heraus, dass die Schießer beim Boule, sich auch hier als Zerstörer einer guten Position des gegnerischen Eisstocks sahen – aber das ist bei der Entfernung nicht ganz einfach und es gilt auch hier „knapp daneben ist auch vorbei“. Aber alle nahmen es locker und hatten viel Spaß am gemeinsamen Spiel. Mit Glühwein und Bratwurst war außerdem für eine zünftige und standesgemäße Verpflegung gesorgt.

Eisstockschießen, ein Sport/Spiel, bei dem Dynamik, wie man sieht, dazu gehört. Ergebnisse hat es natürlich auch gegeben: Ich hatte den Eindruck, dass die Eisstöcke der TG-Winkel-Spieler oft etwas besser platziert waren. Das schien allerdings unter den Beteiligten nicht so ganz wichtig – viel wichtiger war der Spaß am gemeinsamen, ungewohnten aber ausgesprochen interessanten Spiel. Eine Sache die man gerne wiederholen würde, die sich auch für ein breiter angelegtes Angebot (nicht nur für Boulespieler) sehr gut eignen würde. Leider neigt sich für dieses Jahr die Zeit der Eisbahn auf dem Kerbeplatz schon dem Ende zu (am Aschermittwoch ist alles vorbei!). Aber wir hoffen, dass dies kein einmaliges Ereignis bleibt und vielleicht aus den momentanen Bedenkenträgern doch noch Unterstützer werden. Wir würden uns jedenfalls gerne, mit etwas mehr zeitlichem Vorlauf, in ein solches Projekt im kommenden Winter einbringen. Hier meine Idee: Im nächsten Winter direkt nach Weihnachten (Ferien nutzen!), vor und nach der Eislaufzeit (von 13 bis 20 Uhr) jeweils zwei Stunden am Vormittag und am Abend ein offenes Angebot für Eisstockschießen – wie wäre das? Gebt einfach mal Eure Meinung in Form eines Kommentars.