1. Bergparkturnier in Kassel-Wilhelmshöhe

Eine freundlich fröhliche Turnierleitung, die auch ohne großen technischen Aufwand jederzeit den Turnierablauf im Griff hatte: Angela und Julia - so entspannt kann Turnierleitung sein. Bei Wikipedia ist zu lesen: „Der Bergpark Wilhelmshöhe, der sich im Stadtgebiet der nordhessischen Großstadt Kassel im Habichtswald befindet, ist der größte Bergpark in Europa und ein Landschaftspark von Weltgeltung. Georg Dehio, Nestor der modernen Denkmalpflege, sagt über den Park: „… vielleicht das Grandioseste, was irgendwo der Barock in Verbindung von Architektur und Landschaft gewagt hat.“.“
Stimmt! Und das kann man nicht nur aus verbliebenem heimatlichen Lokalpatriotismus sagen.

Mitten in diesem beeindruckenden und traumhaft schönen Park, direkt neben dem Schloss Wilhelmshöhe, veranstalteten die „Rumkugler Kassel“ das 1. Bergparkturnier. Wie man von Georg Hose, dem Vorsitzenden der Rumkugler, in der Begrüßung hörte, hatte Hannes Wader seine Kontakte zur mhk – museumslandschaft hessen kassel genutzt, um an diesem hausragenden Ort die Genehmigung für ein Bouleturnier zu erhalten. Man kann die Rumkugler, Hannes und natürlich insbesondere die Verantwortlichen der mhk nur beglückwünschen zu dieser wunderbaren Idee und ihrer Umsetzung.

Im Schloss Wilhelmshöhe befindet sich die Gemäldegalerie Alte Meister Kassel, eine der größten Sammlungen alter Meister in Deutschland mit den Hauptvertretern des  holländischen und flämischen Barocks. Neben der größten und bedeutensten Rembrandt-Sammlung Deutschlands sieht man Bilder von Frans Hals, Rubens, Anthonis, Floris van Dyck sowie Jacob Jordaens. Dazu Dürers Bildnis der Elisabeth Tucher sowie Hauptwerke von Tizian, Murillo und Vouet aus der italienischen, spanischen und französischen Malerei. Zu verdanken hat Kassel das vor allem der Sammelleidenschaft von Landgraf Wilheml VIII. von Hessen-Kassel im 18. Jahrhundert (Quelle: Wikipedia und eigene Erfahrung). Diese Sammlung alleine ist eine Reise nach Kassel wert – dazu der Bergpark mit dem Herkules und den beeindruckenden Wasserspielen. Da muss man schon einmal mehrere Urlaubstage opfern, um zu sehen und zu erleben, was mitten in Deutschland geboten wird.

Das Rheingauer Team vor dem Seitenflügel von Schloss Wilhelmshöhe. Das imposante Schloss kann das Bild nur unzureichend wiedergeben, aber dafür einen kleinen Eindruck vom Boulegelände. Heute waren die drei Rheingauer (Steffen, Reiner und Walter) aber nicht nach Kassel aufgebrochen, um sich von Kunst sowohl in Form von Gemälden als auch in Form von Parkarchitektur beeindrucken zu lassen. In Travemünde hatte man sich eine Woche zuvor verabredet, der Einladung der Rumkugler, zu denen es seit Jahren gute persönliche Verbindungen gibt, zu folgen und beim 1. Bergparkturnier mitzuspielen. Der Wettergott scheint aber keine Mitgliedschaft bei den Rumkuglern zu pflegen. Schon am Morgen goss es wie aus Eimern. Schon mal in Kassel machten sich die Drei aber trotzdem auf – es konnte ja schließlich nicht ewig regnen. Allerdings machte sich das Wetter bei der Anzahl der teilnahmewilligen Teams negativ bemerkbar – nur 22 Teams in der Einschreibung. Pünktlich zur Einschreibung war nur noch leichter Nieselregen zu verspüren, der zum Turnierstart sogar ganz aufhörte. Die erste Spielrunde konnte sogar trocken zu Ende gebracht werden, jedenfalls für die drei Rheingauer und deren Spielpartner. Schließlich hatten die Rheingauer sowohl in Wissembourg als auch in Travemünde ganz aufmerksam bei den Franzosen zugeschaut und gelernt, wie man schnell Pétanque spielt – ohne ewig lange Diskussionen, der Boden wird vom dreimaligen hin- und herschreiten auch nicht besser und nach kurzem Nicken weiß eigentlich jeder, was zu tun ist. Steffen schoß hervorragend, Walter legte vor und Reiner erledigte was die beiden anderen übrig gelassen hatten. So saßen sie nach einem schnellen 13 : 1 längst wieder unter dem schützenden Zelt, als der Himmel wieder alle Schleußen öffnete und die Spieler der noch laufenden Partien mehr ihre Wetterfestigkeit als ihre Spielkunst demonstrierten.

Zur 2. Spielrunde hörte es dann endgültig auf zu regnen und man hatte sogar Gelegenheit, die bisher von den Wolken verdeckte Herkulesstatue und die Löwenburg zu bewundern. Das lenkte unsere drei Rheingauer aber in keiner Weise ab, die heute ein hervorragendes Beispiel für Geschlossenheit und Konzentration abgaben. Nach jedem gelungenen Spielzug versammelten sich die Drei nebeneinander in Reihe stehend neben der Zielkugel – dort wo sich das Spiel entscheidet. Auch das hatte man bei den Franzosen in den vergangenen Wochen in Perfektion erlebt – und es stimmt: In der ersten Reihe sieht man wirklich besser! Durch konzentriertes Spiel wurde auch die zweite Partie gegen ein Team aus Marburg gewonnen – lediglich in einer Aufnahme war man einen Moment unaufmerksam und musste einer 4-er quittieren, was später noch sehr weh tun sollte. Auch die dritte Runde brachte gegen eine Kombination aus Wettenberg, Trier und ?? einen klaren 13 : 6 Sieg. Nach drei Spielrunden im Schweizer System noch ungeschlagen. Nur noch drei ungeschlagene Mannschaften, da war es klar, dass nun die dicken Brocken kommen mussten. Die späteren Sieger aus Göttingen: Norbert Engelhardt, Klaus Ogon und Harald Neifeind. Es ging gegen ein Team aus Göttingen. Der Gegner war klar besser und bei den Rheingauern fehlte das letzte Quentchen Konzentration, das hier erforderlich gewesen wäre: 4 : 13 war die ernüchternde Quittung. Aber auch das zweite bisher verlustfreie Team verlor und zwar gegen das Team, das die Rheingauer zuvor noch geschlagen hatten. So war nur noch ein Team verlustpunktfrei. Es wurde nun noch eine 5. Runde gespielt, in der die Rheingauer auf ein Team des BCC – Bonjour Carreau Cassel mit Mario, Stefan und Rüdiger traf. Während den Kasselern möglicherweise noch die Niederlage gegen das Göttinger Siegerteam im Kopf herum ging, hatten die Rheingauer diesen Verlust schnell abgehakt. So ergab sich eine Partie, die von den Rheingauern eindeutig dominiert wurde. Steffen hatte seine Schusspräzision wieder gefunden, die ihm im Spiel gegen die Göttinger abhanden gekommen schien; Walter und Reiner legten auf dem schräg abfallenden Gelände mit Effet, das, was für die erforderlichen Spielpunkte nötig war. Auch hier wurde ein Spielpunkt zuviel abgegeben.

Bei der Siegerehrung: Walter Weishaupt, Reiner und Steffen Kitzmann. Der Turniermodus in Kassel sah vor, dass nach den Siegpunkten als nächstes die Spielpunktedifferenz gewertet wurde und bei Gleichstand erst dann die Buchholzzahl. Vier Siege und eine Spielpunktdifferenz von +23 – das klang gut. Leider war es aber nicht genug, um Steffens heißen Wunsch nach einem der tollen, von AK Spiele gestifteten Pokale mit nach Hause zu nehmen. Schließlich verwiesen zwei Teams mit jeweils vier Siegen und +24 Spielpunktedifferenz die Rheingauer auf den undankbaren 4. Platz. Ein Spielpunkt weniger gegen die Rheingauer und deren deutlich beste Buchholzzahl hätte sie auf den 2. Platz gebracht. Bei diesem Modus heißt es nicht nur gewinnen, sondern auch möglichst jeden Gegenpunkt zu vermeiden, da man selbst nicht mehr als 13 Punkte erreichen kann. Schade drum, aber so ist ein Bouleturnier: es gibt kein Unentschieden und auch keine Gnade bei den Platzierungen. Letztlich waren die Rheingauer aber doch stolz auf sehr gute Spiele und eine gute Platzierung in Kassel.

Die tollen Pokale beim 1. Bergparkturnier der Rumkugler in Kassel-Wilhelmshöhe, von denen Steffen so gerne einen mit nach Hause genommen hätte. Aus Südhessen waren noch angereist Thu Ha und Moritz aus Rüsselsheim, die zusammen mit Wolfgang Landgrebe den 3. Platz erreichten. Ansonsten leider niemand aus Südhessen. Das ist schade. Das Turniergelände um das Schloss Wilhelmshöhe bot ein Umfeld, das durchaus mit der Mathildenhöhe in Darmstadt mithalten konnte – im Umfeld vielleicht sogar noch einen Tick besser. Die Rumkugler hatten sich erfolgreich bemüht, alles zum Wohle Ihrer Gäste bestens vorzubereiten. Dazu zählte auch eine sehr gute Verpflegung: Es gab neben der üblichen Bratwurst und gegrillten Nackensteaks noch Fleischbällchen und sogar Hühnerbrust. Dazu köstliche Salate, deren Bezeichnung mit zweimal erklärt wurde, die ich mir aber trotzdem nicht merken konnte. Toller Kuchen rundete das Programm ab und man musste wegen der Kalorien etwas Disziplin üben, um nicht die ganze Woche an den Nachwirkungen des Turniertages arbeiten zu müssen. Es war einfach schade, dass soviel erfolgreiche Vorbereitung nicht durch mehr Teilnehmer belohnt wurde.

Bleibender Eindruck ist allerdings ein wunderbares Turniergelände, an dem es wirklich überhaupt nichts auszusetzen gibt. Eine Organisation die alles im Grif hatte. So kann man sich nur wünschen, dass sich die Rumkugler von dem miesen Wetter nicht entmutigen lassen und die mhk vielleicht zusammen mit dem Kasseler Tourismusbüro die Chance eines jährlich stattfindenden Pétanqueturniers im Bergpark Wilhelmshöhe sieht und begreift – Travemünde lässt grüßen.