Üblicherweise wird am Ende eines Berichts über einen Turnier- oder Ligaspieltag die vorzügliche Bewirtung der Gastgeber gelobt. Heute machen wir das einfach mal anders. Die Boulefreunde um Jürgen Melzbach und Rainer Fritzsche von den Rote Erde Boulern Dauborn hatten das Team des Boule Club RHEINGAU zu einem Vorbereitungsspieltag unter Ligabedingungen eingeladen. Und sie erwiesen sich als perfekte Gastgeber: Neben einer wunderbaren Kartoffelsuppe mit Würstchen (von Jürgen) gab es zur Mittagszeit alternativ ein Chili-con-carne (bereitet von Tina). Dazu in großer Vielfalt Kuchen und Kaffee – einfach köstlich und verführerisch. Da muss man ob eines solchen Angebotes dann auch die gerade ausgerufene Fastenzeit einfach mal links liegen lassen. Dazu die wirklich überaus freundliche Aufnahme und ein tolles Boulewetter – das musste einfach ein toller Tag werden – wurde es auch. Vielen Dank dafür an die Spielerinnen und Spieler des TV Dauborn.
Für das Team der Boule Club RHEINGAU kam dieser Termin für eine Freundschaftsbegegnung unter Ligabedingungen gerade richtig. Man hatte sich am vergangenen Donnerstag gerade entschlossen, für die kommende Saison ein zweites Team zum Ligabetrieb anzumelden. So hatten an diesem Sonntag bereits die Neueinsteiger eine gute Gelegenheit, sich mit den Abläufen eines Ligaspiels vertraut zu machen. Die Dauborner hatten die Spielfelder bestens vorbereitet und so konnte man gleich die besonderen Regeln für die Einbeziehung der Nachbarfelder in ein Spiel erklären und im Spiel demonstrieren. Rainer hatte die Dauborner Formation bereits vorab per eMail übermittelt und Walter die Rheingauer Formationen im Spielberichtsbogen dagegen gestellt. Dabei ging es auf beiden Seiten darum, trotz einiger noch fehlender Stammspieler mögliche Formationen für die kommende Saison zu testen.
Nach der Begrüßung durch Jürgen konnten um 10:30 Uhr pünktlich die Spiele beginnen. Neben den beiden „regulären“ Tripletten wurde ein drittes „Reservetriplette“ gespielt, um allen anwesenden Spielerinnen und Spielern auch die Chance eines Einsatzes zu geben – eine gute Idee. Der Platz in Dauborn offenbarte sehr schnell seine Besonderheiten. Was auf den ersten Blick so einfach aussah, entpuppte sich als ein Platz, auf dem man den Lauf der Kugeln sehr genau beobachten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen musste.
Walter hatte es sich als Coach auf einem Stuhl am Rande des Geschehens bequem gemacht. Nun, nicht ganz bequem – einerseits plagte ihn eine heftige Erkältung, andererseits beobachtete er von außen die Teams, registrierte was gut war und wo Verbesserungsmöglichkeiten sind. Bemerkenswert: Etwas, was vielen Teams Probleme macht, wurde an diesem Tag von beiden Teams hervorragend umgesetzt: Alle Spielerinnen und Spieler hatten während der Spiele stets die richtigen Positionen eingenommen. Der beste Platz, das Spiel des gegnerischen Teams zu beobachten ist eben links oder rechts des Schweinchens. Die Teams standen als Einheiten zusammen. Die Konzentration war sehr hoch und durch die Beobachtung des Spielablaufs ergab sich auch kaum die Frage an den Gegner, wie viele Kugeln denn noch kommen. Nebensächlichkeiten? Nicht wirklich! Wenn man diese Grundregeln eines Wettkampfspiels absolut verinnerlicht hat, wird man davon im „echten“ Ligaspiel nur profitieren. Da wird man dann beispielsweise nicht durch die berechtigte Reklamation des gegenerischen Spielers verunsichert, wenn man beim Abwurf nur einen Meter hinter ihm steht. Insofern war die Mischung zwischen erfahrenen Spielern und den Neueinsteigern überaus positiv – man gewöhnte sich in einem ganz entspannten Umfeld nahezu nebenbei an ein paar der üblichen Regeln.
Bemerkenswert aber auch die mentale Verfassung der Neueinsteiger. So konnte der Beobachter keine übermäßige Nervosität feststellen und auch knifflige Situationen wurden ganz ruhig gemeistert. Einzig – und dafür ist ein solcher Übungsspieltag da – die in dieser Saison neu hinzu gekommene Möglichkeit, evtl. durch Auswechslung eines Teammitglieds dem Spiel noch eine Wendung zu geben, schien in den Köpfen noch nicht wirklich angekommen. So wurde von dieser Möglichkeit lediglich auf Dauborner Seite einmal Gebrauch gemacht und dabei sofort ein Stück Sicherheit in der Anwendung dieser Regel gewonnen. So soll es sein.
Durch zügiges Spiel musste die vereinbarte Zeitbegrenzung an diesem Tag nicht ein einziges Mal angewendet werden – es geht also, wenn man sich ein wenig diszipliniert. So konnte man rechtzeitig in die Mittagspause gehen, worauf man angesichts des schon erwähnten Speisenangebots auch niemals hätte verzichten dürfen. Für den Nachmittag stand dann eine zweite komplette Begegnung an, für die von beiden Seiten die Teams noch einmal kräftig durchgemischt wurden. In der abschließenden Doubletterunde gab es dann noch einige bemerkenswerte Dinge: So stellten zwei Legerinnen fest, dass viel Wahrheit in der schon recht alten Erkenntnis liegt, dass zwei sichere Leger dem durchschnittlichen Schießer das Leben nicht nur schwer machen, sondern gute Chancen haben, das Spiel zu gewinnen. Bianca und Gerhild freuten sich jedenfalls sehr über ihren so nicht unbedingt erwarteten Spielgewinn. Eine weitere Erkenntnis bestand darin, dass die Konzentration in der 4. Spielrunde doch schon einige Lücken zeigt. Auch damit muss man lernen umzugehen. Aber das Highlight zum Abschluss war die Partie zwischen Rainer und Pollux auf Dauborner Seite und Reiner und Klaus auf Rheingauer Seite. Alle anderen Spiele waren inzwischen beendet und diese Partie wogte noch bei mittlerem Spielstand hin und her. Mal ein Punkt auf dieser Seite und mal ein Punkt auf der anderen Seite. Starke Legeleistungen forderten fast zwangsläufig ebenso gute Schießleistungen. Alle saßen oder standen um das Spielfeld und beobachteten diese spannende Partie. Man konnte es greifen, wie hier der Sport Pétanque seine von uns allen so geschätzte Faszination entfaltete. Beim Stand von 12 : 11 für die Dauborner Formation spielten Reiner und Klaus mit dem Rücken zur Wand. Der Mut zum Risiko wurde belohnt. Rainer (mit „ai“ aus Dauborn) legte mit seiner letzen Kugel den 13. Punkt. Reiner (mit „ei“ aus dem Rheingau) musste mit seiner letzten Kugel die Niederlage abwenden. Rainers Kugel musste geschossen und natürlich auch getroffen und damit entsorgt werden. Die Partie fand den gebührenden und letztlich alle begeisternden Abschluss: Ein Carreau von Reiner entsorgte nicht nur die gegnerische Kugel sondern brachte zusammen mit der bisher an zweiter Stelle platzierten eigenen Kugel die zwei fehlenden Punkte zum Sieg. Das ist großes Boule und deshalb lieben wir diesen Sport! Danke allen, die zum Gelingen dieses wunderbaren Tages beigetragen haben.