Oranienpark 2009 – Das Glück der Tüchtigen

Die Sieger beim Oranienparkturnier 2009 in Bad Kreuznach: Gabriele Kurtz und Frank Lückert. Die Wetterprognosen waren grausig. Noch am Mittwochnachmittag sah sich www.wetter.com zu einer Unwetterwarnung genötigt. Aber auf der Webseite des Boule Club Bad Kreuznach hieß es ganz optimistisch: „Keine Angst vorm Regen, Bad Kreuznach ist Deutschlands regenärmste Stadt“. Klang am Mittwochabend ein wenig wie das Pfeifen im Walde. Und dann regnete es fast die ganze Nacht. Das brachte nicht nur Reinhard Hassel vom veranstaltenden Club um den Schlaf, sondern machte auch bei manchem potentiellen Turnierinteressenten den Vorsatz nach Bad Kreuznach zu fahren zunichte. Schade drum – es wurde ein schöner Tag und 67 Teams hatten daran teil. Die Organisatoren wurden durch insgesamt durchaus angenehmes Wetter belohnt, durch den großen Zuspruch der Teilnehmer und durch einen sehr schönen und harmonischen Turniertag. Das Glück war mit den Tüchtigen.

Auch die Boulespieler aus dem Rheingau waren inzwischen schon traditionell mit einem großen Aufgebot vertreten. Agnes Bornheim und Johann Marsch wollten heute gemeinsam ihr erstes Turnier bestreiten. Bravo! Ellen und Eberhard Hucke hatten sich sogar per Wohnmobil auf den Weg gemacht. Reiner Kitzmann spielte, wie schon in den vergangenen Jahren mit seinem Schwager Michael Freimuth von der TG Winkel. Walter Weishaupt spielte hier nicht mit seinem Standardpartner Reiner sondern dessen Sohn Steffen Kitzmann. Die Familie Kitzmann war durch Monika auch im Doublette der TG Winkel mit Stefan Fiebiger vertreten. Komplettiert wurden die Rheingauer Teams durch Marcel Schmidt und Gerhard Kress von der TG Winkel. Sechs Teams aus dem Rheingau – das konnte fast mit der Anzahl der Teams aus Grünwinkel mithalten und zeugt von den inzwischen gewachsenen Bindungen zwischen den Kreuznacher und Rheingauer Boulespielern.

Nach der Einschreibung, dem Morgenkaffee und den Begrüßungen konnte es endlich losgehen. Der Boden war vom Regen der Nacht an einigen Stellen noch sehr weich. Das verschärfte den Anspruch an die Spielerinnen und Spieler. So gab es nicht nur harte, steinige Stellen auf den Wegen, die sich abwechselten mit tiefen Splittaufschüttungen, sondern der Boden war an manchen Stellen durch die Nässe so weich, dass eine dort auftreffende Kugel manchmal ohne weitere Regung liegen blieb. So wurde der Anspruch an das Suchen einer geeigneten Donnée zur Kernfrage an diesem Turniertag. Suchen der Donnée ist ein Ding – sie auch beim Wurf zu treffen ein anderes. Heute war also ein Tag des präzisen Spiels. Die bekannte, teilweise schwierige Geländeformation auf einigen Bahnen tat ein Übriges.

Es ist für den Berichterstatter schwierig, über die verschiedenen Partien zu berichten. Wenn man selbst spielt, ist die Konzentration auf das eigene Spiel erste Priorität. So seien hier beispielhaft für viele interessante Partien kurz die Begegnungen von Walter und Steffen skizziert. In der ersten Partie gegen Sandra Luczac und Marcel Quaiser vom TSV Grünwinkel starteten die Rheingauer mit einer six-pack-Aufnahme. Doch was so einfach aussah, sollte sich noch zu einem spannenden Kampf entwickeln. Auf der Bahn 1 zum Auftakt fand diese Partie zunehmend Zuschauer. Beim Stand von 10 : 8 ermutigte Walter Steffen zu einem Schuss für Schluss. Leider ein Loch und nur ein Punkt – 11 : 8. Es wurde noch enger. Im zweiten Anlauf klappte es dann allerdings: Steffen traf mit seinem Schuss und mit 13 : 11 war die Auftaktpartie gerade noch vor Ablauf des Zeitlimits gewonnen.

In der zweiten Runde trafen Walter und Steffen auf Stephane Arend und Damien Kelleringer, ein Team aus Frankreich. Nach einem Drehen im französischen Team entpuppte die der bisherige Leger als überaus sicherer Schießer und umgekehrt der bisheriger Schießer als guter Leger. Eigentlich typisch für französische Teams: Beide können beides. So waren sieben Punkte dann auch eine zufriedenstellende Ausbeute. Hier war einfach nicht mehr drin – der Gegner war besser. In der dritten Runde ging es wieder gegen ein Team vom TSV Grünwinkel. Auf einer geländemäßig anspruchsvollen Bahn mit vielen Schrägen und Wellen zeigten die Rheingauer, dass sie inzwischen durch stetiges Training nicht nur technisch sondern auch spieltaktisch Fortschritte gemacht haben. So wurde auch schon mal eine 60 cm entfernte Kugel erfolgreich geschossen, weil die Einschätzung des Geländes dies sinnvoll erscheinen ließ. Das war richtig und wurde letztlich mit vier Punkten in dieser Aufnahme belohnt. Das 13 : 0 war dann Bestätigung eines insgesamt überlegen geführten Spiels.

Auch in der vierten Runde ging es wieder gegen ein Team aus Grünwinkel: Rosi und Claus Schmitt hatten gerade gegen Moni und Stefan von der TG Winkel gewonnen und spielten nun auf der gleichen Bahn gegen Walter und Steffen. Bis zum 7 : 7 war alles ausgeglichen und im grünen Bereich. Dann ein Konzentrationsfehler und vier Punkte auf Grünwinkeler Seite – 7 : 11. Die Rheingauer konnten zwar noch einmal herankommen, letztlich ging die Partie aber mit 11 : 13 verloren. Hätte nicht sein müssen. So sehr man in der zweiten Runde die Überlegenheit des Gegners anerkannte, hatte man hier den Eindruck, dass zwei Teams etwa gleicher Stärke spielten und mit ein wenig mehr Konzentration oder auch Glück hätte das Ergebnis auch umgekehrt lauten können. So führte dann die weitere Auslosung gegen Reiner Fritzsche und Ernst Pleuger aus Dauborn. In dieser letzten Partie war es schwierig, die Spannung zu halten und sich noch einmal auf das Spiel zu konzentrieren. Die Dauborner Formation führte fast während der gesamten Partie mehr oder minder deutlich. Schließlich traf man sich wieder beim 10 : 10. In der folgenden Aufnahme verlegten die Dauborner alle sechs Kugeln gegen eine nicht schlecht gelegte Kugel von Walter. Die beste Dauborner Kugel war nur wenige Millimeter weiter entfernt als die Rheingauer. Vielleicht hätte Rainer hier doch schießen sollen. Mit seiner zweiten Kugel zog Walter nun das Schweinchen auch noch direkt zu seiner bereits liegenden Kugel – nun war Platz. Die nächste Kugel noch auf Punkt gelegt und nun fehlte nur noch ein Punkt. Mit einem ebenso überraschenden wie überragenden Hochpartée legte Steffen den dritten Punkt – das ist ein besonderes Dankgebet wert. Egal – der dritte Sieg war unter Dach und Fach und damit ein positives Turnierergebnis: 3 : 2 Partiepunkte.

Das schien heute auch das Standardergebnis der Rheingauer Teams: Ellen und Eberhard, Reiner und Michael sowie Monika und Stefan vermeldeten ebenfalls ein 3 : 2 Gesamtergebnis. Ein gutes Ergebnis. Agnes und Johann mussten bei ihrem ersten Turnier erkennen, dass die Trauben manchmal sehr hoch hängen. In ihrer ersten Partie gegen Dieter Kropp und Karsten Lissner mussten sie mit 10 : 11 und Abbruch wegen Zeitlimit unglücklich die Segel streichen. Aber beide waren mit ihrer Leistung in der Auftaktpartie sehr zufrieden und das ist am Anfang das Wichtigste.  In der dritten Runde trafen dann beide auf Pascal Jacquin und Ilda Brahm, letztere im Vorjahr Deutsche Meisterin bei dem Damen. Das macht eben den Reiz eines solchen Turniers: Wie hier schon öfter beschrieben, hat man in diesem Sport auch die Gelegenheit, mal gegen eine(n) der Großen zu spielen. Dass man dabei mehr lernen als im Ergebnis ernten kann ist naheliegend – so war auch diese Partie mit 0 : 13 mehr eine Lehrstunde. Aber auch die sind wichtig und sollten mehr motivieren als entmutigen. Man muss immer sehen, wie lange die Gegner schon dabei sind und auf hohem nationalen Niveau spielen. Auf jeden Fall wurde die positive Einstellung von Agnes und Johann in der folgenden Runde durch ein Freilos und damit einen gutgeschriebenen Siegpunkt belohnt. So fuhr man mit 1 : 4 Punkte nicht mit ganz leeren Händen nach Hause und das nächste Ziel muss lauten: Den Ehrenpunkt selbst erspielen.

So konnte man sich am Ende des Tages entspannt dem Finale widmen. Mac und Mike Wiset vom Verein der Nebenbouler Koblenz spielten gegen die hessische Formation Gabriele Kurtz aus Rüsselsheim und Frank Lückert aus Wiesbaden. Erstaunlich, dass nach der starken Vorstellung von Mac und Mike in den zuvor gespielten fünf Runden das Finale so einseitig verlief. Erst beim Stand von 0 : 11 drehten die Koblenzer und holten durch tolle Schüsse von Mac direkt einen Punkt. Eine unglückliche Aktion in der folgenden Aufnahme kostete den zweiten Punkt und vermutlich auch den Rest Moral. 13 : 1 für Gabi und Frank und damit nach zwei Jahren für Frank eine erfolgreiche Revanche für das damals verlorene Endspiel in Bad Kreuznach. Bemerkenswert: Das Finale wurde von vielen Zuschauern verfolgt (geschätzt ca. 100) – das ist unbestritten ein Vorteil eines straff geführten Turniers im Schweizer System. Während beim KO-Modus das Feld der Teilnehmer mit jeder Runde bröckelt und ein Endspiel fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, gibt es beim Schweizer System nicht nur für alle Mannschaften gleich viele Spiele, es gibt keine langen Wartezeiten durch Barrage oder Cadrage und beim direkt im Anschluss stattfindenden Finale überlegt sich doch noch mancher, ein wenig zu bleiben und entspannt das Endspiel zu genießen. Vielleicht sind die oft anzutreffenden Vorbehalte gegenüber dem Schweizer System doch eher eine unbedachte „Mode“ als eine wirklich begründete und durchdachte Einstellung. Ermuntern wir also die Bad Kreuznacher bei ihrem System zu bleiben und mit einer Zeitbegrenzung auf 1:20 Std ist dem System auch seine unangenehme Spitze genommen. Es betrifft eh nur wenige Partien und diszipliniert so manchen gern bummelnden Spieler zu einer zügigen Partieführung. Sollte man bei anderen Turnieren auch mal drüber nachdenken. Wir kennen ja unsere Freunde, die aus jedem Wurf eine scheinbar weltverändernde Entscheidung machen. Nichts für ungut!

Hier noch, für die Vereinshistorie die Ergebnisse der Spiele mit Beteiligung des Boule Club RHEINGAU:

Team 26:  Walter Weishaupt  / Steffen Kitzmann   3 : 2
T 11:  Marcel Quaiser  /  Sandra Luczak         13 : 11
T 53:  Stephane Arend / Damien Kelleringer    7 : 13
T 39:  Selvina Grimm  /  Dieter Grimm           13 : 0
T 36:  Claus Schmitt  / Rosi Schmitt              11 : 13
T 25:  Ernst Pleuger / Rainer Fritzsche           13 : 10

Team 27: Michael Freimuth / Reiner Kitzmann    3 : 2
T 24:  André Wagener / Jinzhao Hu                10 : 13 (später bestes Jugendteam auf Platz 9)
T 63:  Andreas Kannicht / Sönke Backens      6 : 13
T 46:  Sabrina Manzury / Angelika Philipps    13 : 11
T 20:  Sabine Wagener / Holger Gimbel          13 : 2
T 42:  Brunhilde Rietbrock / Jean Rossé          13 : 5

Team 34: Agnes Bornheim / Johann Marsch         1  :  4
T 02:  Dieter Kropp / Karsten Lissner              10 : 11 (Abbruch wg. Zeitlimit)
T 22:  Friedrich Urbazek / Josef Christmann     7 : 13
T 57:  Ilda Brahm / Pascal Jacquin                     0 : 13
Freilos                                                              13 : 7
T 16:  Petra Bäder / Horst Seyfried                     5 : 13

Team 52: Ellen und Eberhard Hucke                       3 : 2
T 41:  Heide Loebers / Christian Gross              0 : 13  (gegen die Vorjahressieger)
T 49:  Jochen Leibl / Chistiane Negrelli            13 : 7
T 63:  Andreas Kannicht / Sönke Backens          6 : 13
T 45:  Helmut Schuster / Dagmar Vietig           13 : 6
T 66:  Thomas Jungbluth / Rene Hopperditz     13 : 4

Und die Platzierungen im Gesamtklassement:

Platz 20:  Reiner und Michael
Platz 22:  Walter und Steffen
Platz 24: Ellen und Eberhard
Platz 65: Agnes und Johann

Monika und Stefan erreichten Platz 34, Marcel und Gerhard hatten keinen guten Tag und kamen nur auf Platz 66 ein. Aber unsere lieben Mainzer Freunde ließen es sich nicht nehmen, sich noch vornehm hinten an zu stellen: Jürgen Schwarz und Peter Platz nahmen es fröhlich und schmückten mit guter Laune Platz 67.

Endlich ergänzt: Einige Bilder vom Oranienparkturnier 2009 in Bad Kreuznach von Eberhard und Walter.