Ein Qualifikationsturnier für eine Deutsche Meisterschaft ist ein Turnier wie jedes andere Pétanque-Turnier. Das ist grundsätzlich richtig und doch ist Einiges anders als bei anderen Turnieren. Dies zu erfahren machten sich vier Mitglieder des Boule Club RHEINGAU auf nach Hain-Gründau. Dort sollten am Pfingstsonntag die restlichen zehn Teilnehmer für die Deutsche Meisterschaft in 14 Tagen in Kassel ermittelt werden. Um 7 Uhr Uhr hieß es für Reiner Kitzmann, Eberhard Hucke und Walter Weishaupt Abfahrt aus dem Rheingau; mit von der Partie war auch Steffen Kitzmann, der mit zwei Jugendspielern aus Dreieichenhain verabredet war.
Der gestrige Ligaspieltag war das beherrschende Thema unter den versammelten Spielerinnen und Spielern. Auch in der Begrüßung durch den Bürgermeister und den Sportkreisvorsitzenden wurde angemerkt, mit welchem Enthusiasmus die Boulesportler ihrem Sport nachgehen. Viele südhessische Ligaspieler beklagten, dass sie vom gestrigen Ligaspieltag in Baunatal erst nach Mitternacht wieder zuhause eingetroffen seien. Und dann heute morgen spätestens um 9 Uhr wieder in Hain-Gründau. Nun, liebe Südhessen – bitte nicht allzuviel Selbstmitleid – habt ihr schon mal überlegt, wann ein Spieler in Kassel aufstehen muss, um rechtzeitig zum Einschreibeschluss bei einem Turnier in Hain-Gründau oder gar auf der Tromm zu sein? Und das ist sicher wesentlich häufiger als umgekehrt.
Dieses Thema zeigte aber auch: Hier waren die Spitzenspieler aus den hessischen Ligen versammelt. Es fehlten lediglich die bereits gesetzten Top-Spieler, die sich den Weg durch die Qualifikation ersparen konnten. Das bedeutet zuerst einmal, dass hier nur Spielerinnen und Spieler mit Lizenz (entspricht einem Spielerpass in anderen Sportarten) versammelt waren. Anders als bei anderen Lizenz- und Ranglistenturnieren wurden die Begegnungen hier nicht frei gelost sondern die Teilnehmer wurden in einem gemischten Setz- / Losverfahren in die Vorrundengruppen (Poules) zugeordnet. Von den anwesenden 64 Mannschaften wurden die ersten 32 Mannschaften in 16 Gruppen auf Platz 1 und 2 gesetzt. Das Setzen erfolgte anhand der ermittelten Ranglistenposition, die sich auch in der Startnummer ausdrückte. Also, je besser die Ranglistenposition umso kleiner die Startnummer bis hin zum Team mit der Startnummer 1, das die Spieler mit den besten Ranglistenpositionen vereinte. Die Konsequenz: In jeder Vorrundengruppe waren, zumindest nach Platzierung in der Rangliste, zwei starke Teams. Die zweite Hälfte des Starterfeldes wurde in die Gruppen zugelost.
Unser Rheingauer Team erwischte die Vorrundengruppe 8 mit den Mannschaften 9, 25 und 35 – nicht schlecht. Das erste Spiel führte gegen das Team des 1. FPC Frankfurt mit Michael Plamp, Eric Handouche und Patric Fritsch. Hier ging es realistischer Weise um Schadensbegrenzung. Mit 1:13 wurde wenigstens ein Fanny abgewehrt. Abhaken, diese Trauben hingen zu hoch – das war auch schon vor drei Wochen beim Ranglistenturnier an gleicher Stelle so, als man mit Michael zumindest einen der heutigen Spieler zusammen mit zwei anderen Frankfurter Spielpartnern zum Gegner hatte.
Auf der Nebenbahn spielten Vanessa Reichert, Daniel Orth und Jenny Schulze, ein jugendliches Team gegen Hans Jürgen Hildebrand, Jörg Engelke und Mathias Saddei aus Raunheim. Dies Spiel dauerte sehr lange. Nach einem 3 : 9 Rückstand gelang es den Raunheimern, die Partie noch zu drehen und zu gewinnen. Sie spielten also gegen das Frankfurter Team um den Gruppensieg.
Die Rheingauer spielten um den 3. Platz gegen die beiden Damen aus Tromm und Gründau, verstärkt um Daniel aus Mannheim-Sandhofen. 8 : 0 Führung und schließlich 10 : 3 – das hörte sich gut an. Leider war dann aber die Luft raus. Es ist nicht klar, woran es lag, aber Punkte gingen verloren, die man vorher noch gewonnen hatte und so ging schließlich auch die Partie mit 10 : 13 verloren. Man hatte den Eindruck, hier wäre mehr drin gewesen. Schade. Die Härte des Turniermodus wollte es so, dass damit das Turnier für die drei aus dem Rheingau beendet war.
Steffen und seinen Mitstreitern Robin Mrozik und Jinzhao Hu aus Dreieichenhain erging es kaum besser. Im Poule 2 hatten sie es zuerst mit dem Team 2 mit Christian Hirz (Wächtersbach), Markus Sigusch (Bornheim) und Roman Peter (Gelnhausen) zu tun. Gegen Spieler, die an Position 7, 12 und 38 der hessischen Rangliste stehen, ist auch ein 3 : 13 kein Beinbruch. Eine solche Begegnung ist eher die Chance, etwas zu lernen. Anschließend ging es gegen das Team 30 mit Timo Böhm, Karlfred Hofmann und Dale Smith aus Langenselbold. Leider war nach einem 4 : 13 in dieser Partie auch für die Junioren Schluss.
So endete dieser Turniertag so früh, wie er begonnen hatte: sehr früh. Bereits gegen 13:00 Uhr konnte man die Heimreise antreten – nach dem gestrigen anstrengenden, aber auch erfolgreichen Ligaspieltag hielt sich die Trauer über das frühe Ausscheiden in Grenzen. So konnte man mit einem Mittagsschläfchen noch eine Mütze voll des in der vergangenen Nacht entgangenen Schlafs nachholen. Aber es war eine gute Erfahrung und wir werden das sicher irgendwann und irgendwie wiederholen – dann hoffentlich mit mehr zählbarem Erfolg.